Minister reagiert auf Kritik
Schleswig-Holstein erleichtert Buchung von Corona-Impfterminen
Für viele Menschen über 80 war die Terminbuchung für eine Corona-Impfung über das Internet eine unüberwindbare Hürde. Jetzt sollen Terme auch telefonisch vereinbart werden können.
Veröffentlicht:Kiel. Schleswig-Holstein passt sein Buchungssystem für die Impftermine an, um alten Menschen die Terminvergabe zu erleichtern. Außerdem wird das Impfintervall zwischen der ersten und zweiten Impfung auf 35 Tage verlängert.
Das Sozialministerium verwies in diesem Zusammenhang auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, wonach die Zweitimpfung innerhalb eines Zeitraums von 42 Tagen erfolgen soll. Der kürzlich zugelassene Impfstoff des Unternehmens Moderna hat ein Mindestintervall von 28 Tagen, der von BioNtech/Pfizer von 21 Tagen. Aus logistischen Gründen passt Schleswig-Holstein das Intervall nun auf 35 Tage an. Für die bislang vergebenen Termine bleibt das Intervall für die Zweitimpfung von drei Wochen aber bestehen.
Briefe mit den notwendigen Codes sollen ab Februar kommen
Mit der Anpassung des Buchungssystems reagiert das Sozialministerium auf die Kritik vieler Menschen, die das System der Terminvergabe über das Internet (www.impfen-sh.de) und per Hotlines für Menschen ab 80 Jahren als zu hohe Hürde eingestuft hatten. Diese Altersgruppe wird ab Februar angeschrieben.
In dem Schreiben enthalten sind ein Zugangscode und eine Telefonnummer. Unter dieser Nummer können sich die Senioren ohne Zeitdruck melden, identifizieren und einen Termin vereinbaren. Der Versand der Briefe soll in Tranchen erfolgen, die nach Alter gestaffelt sind.
„Jeder wird sich telefonisch einen Termin geben lassen können. Ohne Stress, ohne Eile“, versprach Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP). Erster buchbarer Termin über diesen Weg wird der 8. Februar sein.
Zugleich machte Garg klar, dass auch mit dem geänderten Buchungssystem nicht mehr Impfstoff zur Verfügung steht und weiterhin Geduld erforderlich ist. Das Web-Portal wird weiterhin für alle anderen Gruppen der höchsten Priorisierung zur Verfügung stehen. Zu dieser Gruppe zählen im Norden insgesamt 220.000 Menschen. Bis 14. Januar, als Garg das neue System im Sozialausschuss vorstellte, waren rund 45.000 Termine über das bisherige System vergeben worden, davon 87 Prozent an Senioren.
„Telefonrallye“ und „Windhundrennen“
Ältere Menschen hatten die Terminvergabe über das Buchungsportal und die Hotlines zuvor als „Windhundrennen“ und „Telefonrallye“ kritisiert. Nach Angaben des Sozialverbands Deutschlands (SoVD) waren viele Ältere in der Telefonwarteschlange hängen geblieben. Die Online-Anmeldung sei „für einen Großteil der älteren Generation ein unüberwindbares Hindernis“.
Der SoVD-Landesvorsitzende Alfred Bornhalm sagte: „Das ist für die Menschen nicht zumutbar.“ Die SPD-Opposition im Landtag hatte diese Kritik aufgegriffen. Nach Angaben der SPD-Sozialpolitikerin Birte Pauls hatten sie „unzählige Zuschriften und Anrufe verzweifelter Menschen“ erreicht. Sie hatte daraufhin die schriftlichen Einladungen vorgeschlagen.