Schmidt widerspricht Bundesrats-Votum

BERLIN (ble/fst). Das Bundesgesundheitsministerium lehnt die von den Bundesländern geforderte volle Kostenübernahme künstlicher Befruchtungen durch die gesetzliche Krankenversicherung ab. Eine Vollfinanzierung sei eine familienpolitische Aufgabe, sagte ein Sprecher von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) der "Ärzte Zeitung".

Veröffentlicht:
Vor 20 Jahren kam das erste deutsche "Retortenbaby" auf die Welt. Die Geburt von Oliver W. in der Frauenklinik der Universität Erlangen am 16. April 1982 war eine wissenschaftliche Sensation.

Vor 20 Jahren kam das erste deutsche "Retortenbaby" auf die Welt. Die Geburt von Oliver W. in der Frauenklinik der Universität Erlangen am 16. April 1982 war eine wissenschaftliche Sensation.

© Foto: dpa

Seit 2004 beteiligen sich die Kassen nur noch mit 50 Prozent an den Kosten für eine In-vitro-Fertilisation (IvF). Außerdem ist die Teilfinanzierung auf drei Versuche beschränkt, die Partner müssen zudem älter als 25 Jahre sein, die Frau darf dabei nicht älter als 40, der Mann nicht älter als 50 Jahre sein. Experten zufolge beträgt das Einsparpotenzial der Kassen durch die eingeschränkte Kostenübernahme rund 100 Millionen Euro im Jahr.

Vergangenen Freitag hatte sich der Bundesrat der Position des Saarlands, Sachsens und Thüringens angeschlossen, nach der die Kassen die Kosten wieder vollständig tragen sollen (wir berichteten).

"Für viele Paare ist die künstliche Befruchtung vielleicht die letzte Hoffnung", sagte Sachsens Sozialministerin Helma Orosz (CDU). Ihr zufolge kommen durch die Regelung jährlich zwischen 6000 und 10 000 Kinder weniger zur Welt. Einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zufolge hat die Eigenbeteiligung seit 2004 viele Paare von einer IvF abgeschreckt oder sie haben aus finanziellen Gründen von weiteren Behandlungszyklen abgesehen. Danach könnten bis zum Jahr 2050 in Deutschland 1,6 Millionen Kinder zusätzlich zur Welt kommen, wenn die IvF in ähnlichem Umfang wie in Dänemark genutzt würde. Dort werden 4,2 Prozent aller Kinder nach einer IvF geboren, in Deutschland sind es 1,65 Prozent.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zwei Wochen nach dem Start

KBV: Test der elektronischen Patientenakte läuft zäh an

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krankenkassen sehen keine Verbesserung der Versorgung

Hausärzteverband: Entbudgetierung ist Rettung in letzter Sekunde

„ÄrzteTag“-Podcast

Gesundheitspolitik wie die Bahn: Tolle Versprechen, aber ständig verspätet

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Ein Insulin-Molekül vor verschwommenen Hintergrund

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Suche nach Alternativen

Marktrücknahme von Humaninsulinen: Das sind Ihre Optionen