Versorgungsrisiko Corona

Selbst Patienten mit Schlaganfall bleiben zu Hause

Sogar nach schweren Notfällen meiden manche Patienten in diesen Zeiten das Krankenhaus. Die Berliner Charité meldet dramatische Rückgänge.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Verzicht auf schnelle Hilfe trotz eines Schlaganfalls? In der Berliner  Charité wurden im März im Vergleich zu den Vormonaten 25 Prozent weniger Patienten mit einem Schlaganfall aufgenommen.

Verzicht auf schnelle Hilfe trotz eines Schlaganfalls? In der Berliner Charité wurden im März im Vergleich zu den Vormonaten 25 Prozent weniger Patienten mit einem Schlaganfall aufgenommen.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Berlin. Die Zentralen Notaufnahmen der Berliner Charité verzeichnen einen Rückgang an Schlaganfallpatienten. Im zurückliegenden März seien im Vergleich zu den Vormonaten 25 Prozent weniger Patienten mit einem Schlaganfall aufgenommen worden, hat Unternehmenssprecherin Manuela Zingl am Freitagnachmittag auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ mitgeteilt. Insgesamt betrage der Rückgang an neurologischen Notfallpatienten im März 35 bis 40 Prozent.

Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, die Herzchirurgin Professor Claudia Schmidtke, hatte zuvor bereits auf den Rückgang von Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten in mehreren Krankenhäusern hingewiesen. Der sei auch auf die Sorge zurückzuführen, sich im Krankenhaus mit dem neuen Coronavirus anzustecken. Niemand solle aus Angst vor einer Infektion auf dringend notwendige Hilfe verzichten, sagte Schmidtke.

Schlaganfall aussitzen ist lebensgefährlich

Die Fachleute der Charité gehen davon aus, dass vor allem Schlaganfallbetroffene mit leichten Ausfällen oder einer Transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) möglicherweise aus Sorge vor einem Krankenhausaufenthalt zu Hause blieben und nicht via 112 den Rettungsdienst alarmierten. Bei einer TIA können sich die Symptome im Zeitverlauf zurückbilden.

Die Mehrzahl der Schlaganfallpatienten werde von der Berliner Feuerwehr und den Rettungsdiensten in die Notfallzentren gebracht. Ein geringerer Anteil weise sich selbst ein, werde von niedergelassenen Ärzten oder anderen Krankenhäusern überwiesen.

Einen vermeintlich leichteren Schlaganfall zu Hause auszusitzen, ist mit dem Risiko von Folgeanfällen mit dann schlechterer Prognose verbunden. Das gelte auch für die vermeintlich leichteren TIAs, heißt es bei der Charité. Wenn Schlaganfälle mit alltagsrelevanten neurologischen Ausfällen nicht behandelt würden, drohten langfristige Behinderungen und gegebenenfalls sogar der Tod der Patienten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zu IT-Anwendungen

Wie Frankensteins Monster

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Jill Stein

© Jonathan Fernandes / Sipa USA / picture alliance

Ärztin und Aktivistin bei der Green Party

US- Präsidentschaftswahl: Ist Jill Stein das Zünglein an der Waage?

Den Tod der Kinder habe der heute 67-jährige Narkosearzt zwar nicht beabsichtigt, jedoch billigend in Kauf genommen.

© Julian Stratenschulte /dpa / picture alliance

Vierjähriges Mädchen gestorben

Narkosearzt wegen Totschlags zu Haftstrafe verurteilt