Versorgungsrisiko Corona
Selbst Patienten mit Schlaganfall bleiben zu Hause
Sogar nach schweren Notfällen meiden manche Patienten in diesen Zeiten das Krankenhaus. Die Berliner Charité meldet dramatische Rückgänge.
Veröffentlicht:Berlin. Die Zentralen Notaufnahmen der Berliner Charité verzeichnen einen Rückgang an Schlaganfallpatienten. Im zurückliegenden März seien im Vergleich zu den Vormonaten 25 Prozent weniger Patienten mit einem Schlaganfall aufgenommen worden, hat Unternehmenssprecherin Manuela Zingl am Freitagnachmittag auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ mitgeteilt. Insgesamt betrage der Rückgang an neurologischen Notfallpatienten im März 35 bis 40 Prozent.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, die Herzchirurgin Professor Claudia Schmidtke, hatte zuvor bereits auf den Rückgang von Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten in mehreren Krankenhäusern hingewiesen. Der sei auch auf die Sorge zurückzuführen, sich im Krankenhaus mit dem neuen Coronavirus anzustecken. Niemand solle aus Angst vor einer Infektion auf dringend notwendige Hilfe verzichten, sagte Schmidtke.
Schlaganfall aussitzen ist lebensgefährlich
Die Fachleute der Charité gehen davon aus, dass vor allem Schlaganfallbetroffene mit leichten Ausfällen oder einer Transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) möglicherweise aus Sorge vor einem Krankenhausaufenthalt zu Hause blieben und nicht via 112 den Rettungsdienst alarmierten. Bei einer TIA können sich die Symptome im Zeitverlauf zurückbilden.
Die Mehrzahl der Schlaganfallpatienten werde von der Berliner Feuerwehr und den Rettungsdiensten in die Notfallzentren gebracht. Ein geringerer Anteil weise sich selbst ein, werde von niedergelassenen Ärzten oder anderen Krankenhäusern überwiesen.
Einen vermeintlich leichteren Schlaganfall zu Hause auszusitzen, ist mit dem Risiko von Folgeanfällen mit dann schlechterer Prognose verbunden. Das gelte auch für die vermeintlich leichteren TIAs, heißt es bei der Charité. Wenn Schlaganfälle mit alltagsrelevanten neurologischen Ausfällen nicht behandelt würden, drohten langfristige Behinderungen und gegebenenfalls sogar der Tod der Patienten.