Einsätze rund um den Jahreswechsel

Silvesternacht: Fünf Tote und etliche Verletzte durch Unfälle mit Böllern, Angriffe auf Rettungskräfte

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Berlin. Die Feierlichkeiten rund um den Jahreswechsel sind von Angriffen auf Einsatzkräfte und von Böller-Unfällen überschattet worden: Mindestens fünf Männer starben beim Hantieren mit Pyrotechnik. Etliche weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt.

Allein die Berliner Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 390 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest. Nach einer vorläufigen Bilanz seien 15 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger der Deutschen Presse-Agentur mit. „Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden.“

Rettungsdienst attackiert, Polizei sichert Notarzteinsatz ab

In Dresden sind Mitarbeiter des Rettungsdiensts in der Silvesternacht angegriffen worden. Sie seien kurz nach Mitternacht während eines Einsatzes auf dem Theaterplatz mit Feuerwerkskörpern beschossen und bedroht worden, teilte die Feuerwehr mit. Dabei soll eine größere Gruppe gegen den Rettungswagen getreten haben. Erst durch das Eingreifen der herbeigerufenen Polizei wurde die Versorgung einer Patientin ermöglicht. Verletzt wurde dabei niemand.

Angriffe auf Polizisten gab es auch in Leipzig. Die Polizei in Kiel wurde nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Streifenwagen seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.

Unfälle mit selbstgebauten und illegalen Böllern

Zwei tödliche Böllerunglücke gab es in Sachsen: In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei im Krankenhaus gestorben. Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte.

Bei Paderborn starb ein 24-Jähriger beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper. Der Unfall ereignete sich vor dem Jahreswechsel am Ortsrand von Geseke, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte. Die Angehörigen wurden seelsorgerisch betreut.

Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. Ein Silvesterböller tötete außerdem einen 21-Jährigen im Norden von Brandenburg. Der junge Mann sei bei einem Unfall im Landkreis Oberhavel ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums. Die Kriminalpolizei ermittle vor Ort.

Schwere Verletzungen durch Kugelbomben

Ein zehnjähriger Junge wurde in Rostock in der Silvesternacht schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, so die Polizei. In Güstrow musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der dann darin explodierte.

Schwer verletzt wurde ein Mann in der Silvesternacht bei Traunstein beim Zünden einer Feuerwerks-Batterie. Der 39-Jährige hatte die Batterie gezündet und sich nicht weit genug von ihr entfernt, wie die Polizei mitteilte. Teile der Sprengladung trafen demnach sein Gesicht. Der Mann wurde den Angaben zufolge mit schwersten Gesichts- und Augenverletzungen in eine Spezialklinik gebracht.

Allein das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen 15 Bölleropfer. Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf dem Portal X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust.

Ein Jugendlicher wurde in Hannover schwer an der Hand verletzt. Ursache sei wohl ein „unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern“, teilte die Polizei mit. Dem 14-Jährigen wurde dabei ein Teil der rechten Hand abgetrennt.

In München erlitten ein Zwei- und ein Elfjähriger Verbrennungen an Hand, Hals und Gesicht, wie die Feuerwehr mitteilte. Ein 14-Jähriger habe sich Teile der Hand mit einem Böller weggesprengt. Die drei Verletzten wurden in Kliniken gebracht.

Die Bundesärztekammer und weitere Ärzteverbände hatten in den vergangenen Tagen vor den Gefahren durch privates Feuerwerk gewarnt und teils ein Verbot gefordert. (dpa/sn/eb)

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