Statt hartem Lockdown
Slowakischer Regierungschef will regelmäßige Corona-Massentests
Harter Lockdown eines ganzen Landes oder lieber regelmäßig Coronatests für Millionen? Der Ministerpräsident der Slowakei hat sich entschieden.
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Massen-Schnelltests statt harter Lockdown: Igor Matovic, Ministerpräsident der Slowakei
© Olivier Matthys / AP Photo / picture alliance
Bratislava. Der slowakische Ministerpräsident Igor Matovic möchte Corona-Massentests regelmäßig durchführen. Das wäre eine Alternative zu einem strengen Lockdown, zitierte ihn die liberale Tageszeitung „Dennik N“ am Samstag.
„Wenn wir uns die Frage stellen, ob es besser ist, die ganze Slowakei in einem landesweiten Lockdown zuzusperren, sodass Millionen Menschen ohne Arbeit und die Geschäfte geschlossen sind (...), oder ob wir alle einmal pro Woche zu so einem Test gehen, dort vielleicht eine Stunde zubringen (...), dann glaube ich, dass sich 99,9 Prozent der berufstätigen Menschen für den Weg des landesweiten Testens entscheiden“, sagte er.
Seit Samstagmorgen setzt die Slowakei einen beispiellosen Massentest eines Großteils der Bevölkerung fort. Innerhalb von zwei Tagen sollen sich zum zweiten Mal alle über zehn Jahre alten Bewohner von rund zwei Dritteln des Landes einem Antigen-Schnelltest unterziehen.
Neuinfektionszahlen schnellen in die Höhe
Ausgenommen sind jene Bezirke, die in einer ersten Runde vor einer Woche besonders wenige Infektionen aufwiesen. Damals ließen sich mehr als 3,6 Millionen Menschen testen. Mehr als 38.000 positiv Getestete, die sonst unentdeckt die Infektion weiterverbreitet hätten, seien in Quarantäne geschickt worden, erklärte Matovic danach.
Die Teilnahme an den Tests ist formell freiwillig. Ab Montag fallen aber alle, die kein negatives Testergebnis vorweisen können, unter eine rigorose Ausgangssperre. Nicht einmal der Weg zur Arbeit ist ihnen erlaubt.
Die Slowakei wurde von der ersten Corona-Welle im Frühling kaum betroffen, seit September steigt die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen aber so stark an, dass Experten vor einer Überforderung des als unterfinanziert geltenden slowakischen Gesundheitssystems warnten. (dpa)