China

Smog-Alarm legt Pekinger Alltag lahm

Dicke Luft in Peking: Seit Tagen liegt ein grauer Smogschleier über Chinas Hauptstadt. Zum ersten Mal werden Fahrverbote, Schulschließungen und Produktionsstopps verhängt.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Mit Atemmaske unter der grauen Dunstglocke: Zwei Besucherinnen des Pekinger Tiananmen-Platzes am Dienstagmittag.

Mit Atemmaske unter der grauen Dunstglocke: Zwei Besucherinnen des Pekinger Tiananmen-Platzes am Dienstagmittag.

© Kyodo / MAXPPP

PEKING. Mit dem Smog-Alarm der höchsten Stufe "Rot", den die chinesischen Behörden am Dienstag erstmals ausgerufen haben, kommt der Alltag in Peking spürbar zum Erliegen: Auf den Straßen sind deutlich weniger Passanten zu sehen, weitreichende Fahrverbote sind in Kraft getreten.

Zudem wurden alle Schulen und Kindergärten der Hauptstadt geschlossen, damit die Kinder daheim bleiben können.

Die chinesischen Behörden berichteten, dass auch "einige Fabriken" ihre Produktion herunterfahren oder stoppen mussten.

Viele Angestellte bekamen Arbeitszeitverkürzungen verordnet, sagt die deutsche Übersetzerin Julia Weibel, die für eine staatliche Nachrichtenagentur in Peking arbeitet, der "Ärzte Zeitung". Viele arbeiten in diesen Tagen von daheim aus.

Mit Luftfiltern, die umgerechnet bis zu 1700 Euro kosten, schützen sich viele der 22 Millionen Pekinger. Aber auch diese bringen die Schadstoffwerte in Innenräumen nur schwer unter die empfohlenen Grenzwerte.

Luftwerte auf dem Handy

Wer trotz der Schadstoffbelastung vor die Tür muss, trägt meist eine Atemschutzmaske. Auf ihren Handys verfolgen die Menschen die Luftwerte. Die Behörden riefen die Menschen auf, möglichst zu Hause zu bleiben.

"Dass die Regierung die höchste Alarmstufe ausgerufen hat, zeigt, wie ernst die Luftverschmutzung genommen wird", teilte Dr. Bernhard Schwartländer, WHO-Repräsentant in China, am Dienstag mit.

Die WHO begrüße, dass die Behörden erstmals seit der Einführung eines vierstufigen Warnsystems in 2013 Alarmstufe "Rot" ausgerufen hätten.

Ärzte und WHO warnen, dass die tückischen Feinpartikel direkt ins Blut gehen und Krebs erregen können. Die hohen Schadstoffbelastungen schwächten auch grundsätzlich das Immunsystem und erleichterten den Ausbruch von Atemwegsproblemen oder Herz- und Kreislauferkrankungen. Besonders alte und junge Menschen seien gefährdet.

Keinesfalls Rekordwerte

Trotz der Akut-Maßnahmen gegen den Smog stieg der offizielle Luftindex für Peking am Dienstagvormittag weiter auf 266 Punkte, was als "schwer verschmutzt" gilt.

Die US-Botschaft maß allein für den gefährlichen Feinstaub einen "sehr ungesunden" Wert von 280 - mehr als das Zehnfache des WHO-Grenzwertes.

Kurioserweise sind dies keinesfalls Rekordwerte: Erst vergangene Woche erreichte die Verschmutzung einen fast doppelt so hohen Wert.

Dass die Regierung nun aber erstmals offiziell "Rot" ausgerufen hat, befürworten viele Pekinger. "Ich denke, dass das Bewusstsein für die Problematik besser wird", meint etwa Kindergartenleiterin Laura Liu.

Erst am Donnerstag soll eine Kaltfront den Smog wegblasen - und die Alarmstufe "Rot" zunächst beenden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gastbeitrag

Österreich bleibt für deutsche Medizinstudierende attraktiv

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger