Schneller zum Facharzt
So kommt der neue Termineservice an
Seit gut sieben Wochen gibt es die Termineservicestellen bei den KVen, die Patienten einen schnellen Facharzttermin ermöglichen sollen. Wie häufig wird der Dienst von Patienten nachgefragt? Die "Ärzte Zeitung" hat sich in vier KVen umgehört.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Die Nachfrage nach dem neuen Terminservice hat sich in den ersten Wochen des Angebots "in engen Grenzen" gehalten. Das teilte die KBV auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" mit.
Bei den zwölf KVen, die das Webtool der KBV-Telematik nutzen, wurden vom Start der Terminservicestellen am 25. Januar bis Anfang März nur rund 8500 Termine vermittelt.
Insgesamt gehe man für alle 17 KVen von "grob geschätzt" 12.000 vermittelten Terminen aus, so KBV-Sprecher Dr. Roland Stahl.
Hessen: Die KV muss nach den Erfahrungen des ersten Quartals nun deutlich nachjustieren. Rund eine Million Euro hatte die KV für 2016 für die Einrichtung und den Unterhalt der Terminservicestelle kalkuliert - und als einzige KV Deutschlands sogar zehn neue Mitarbeiter eingestellt.
Aufgrund der deutlich geringeren Nachfrage belaufen sich die reinen Vermittlungskosten pro Termin nun auf 107 Euro, zog der hessische KV-Chef Frank Dastych nun eine erste Zwischenbilanz. Pro Anrufer seien es immerhin noch 33,70 Euro.
"Das ist natürlich völlig unökonomisch. Das Geld fehlt uns in der Versorgung von Patienten", kritisierte er in Frankfurt. "Wenn uns nicht die Hände durch den Gesetzgeber gebunden wären, würden wir diesen Unsinn sofort stoppen."
Statt den erwarteten 25.000 Vermittlungsgesuchen im Monat waren es bisher rund 2700 Anrufe und davon etwa 850 Vermittlungen. Auch unter den Fachärzten herrsche deswegen Unzufriedenheit: Die knapp 40.000 gemeldeten, in den Praxen ausdrücklich geblockten Termine für die ersten drei Monate seien überwiegend nicht benötigt worden.
Bis zum 9. März wurden nur 1297 Termine (aus 4227 Anrufern) erfolgreich vermittelt. Nun werde aufgrund des real vorliegenden Bedarfs neu gerechnet.
Westfalen-Lippe Im KV-Bezirk gehen lediglich 100 bis 200 Anrufe pro Tag ein. Davon hat nur jeder zweite Patient eine als dringlich eingestufte Überweisung, berichtet der stellvertretende KVWL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nordmann.
Zu den am häufigsten nachgefragten Fachgruppen gehören Neurologen, Kardiologen, Radiologen sowie Endokrinologen. Die KV habe noch keinen Patienten ans Krankenhaus vermitteln müssen. "Das ist ja unser Ziel, weil jeder Patient im Krankenhaus unser Geld kostet."
Die KVWL will die Automatisierung und die elektronische Unterstützung der Terminvermittlung vorantreiben. Zurzeit würden freie Kapazitäten der Servicestelle per Fax gemeldet und müssten dort händisch ins Computersystem eingetragen. Bis Mitte des Jahres solle es dafür eine elektronische Lösung über das Mitgliederportal geben, so Nordmann.
Mecklenburg-Vorpommern: Nur 121 Anrufe verzeichnete die Terminservicestelle (TSS) im ersten Monat seit ihrem Start, hieß es aus der KV. 52 von ihnen erfüllten die gesetzlichen Vorgaben für eine Terminvermittlung - allen konnte eine Behandlung zeitnah vermittelt werden.
Hauptsächlich gefragt waren Termine bei Neurologen und fachärztlichen Internisten. Die Mehrzahl der Anrufe kam aus dem Umkreis der Städte Rostock und Schwerin. Insgesamt behandeln die Ärzte im Nordosten jeden Monat 1,06 Millionen Patienten. Nur 0,011 Prozent von ihnen versuchte, einen Termin über die TSS zu erhalten.
KV-Vorstandschef Axel Rambow führt das kaum vorhandene Patienteninteresse auch auf die schon vor einigen Jahren etablierte Überweisungssteuerung in dringlichen Fällen zurück. Diese sieht das Ausstellen von dringlichen Überweisungen vor, was eine rasche Terminvergabe bei Wunschärzten ermöglicht.
Baden-Württemberg: Im Südwesten erweist sich die TSS nach Ansicht der KV als ein "Placebo". Bis Ende Februar sind 2224 Anrufe eingegangen, berichtete KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner.
Vermittelt wurden bis Ende Februar 546 Termine, sagte er. Das habe nicht an fehlenden Terminoptionen von Fachärzten gelegen, die "reichlich" zur Verfügung gestanden haben, betonte der KV-Vize.
Die Gründe für das Scheitern einer Vermittlung seien vielfältig: Mal hätten Anrufer keinen gültigen Überweisungscode, mal war ihnen die Entfernung zur angebotenen Praxis zu weit, so Fechner. Oder aber Patienten zeigten nur Interesse an der Vermittlung zu ihrem Wunscharzt - dafür ist die TSS aber nicht vorgesehen. (jk, iss, di, fst)