Kommentar – SmED

Software für den Notfall

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Notfall oder Bagatelle? An der Frage scheiden sich die Geister – insbesondere dann, wenn das Entscheidungs-Management beim medizinischen Laien liegt. Es sind die subjektiv empfundenen Notfälle, die dazu führen, dass die notfallmedizinische Versorgung oft an ihre Grenzen stößt.

Vertrags- und Krankenhausärzte wollen zusammen mit weiteren Partnern ein "Strukturiertes medizinisches Einschätzungsverfahren" (SmED) etablieren. Über die 116 117 soll vorab geklärt werden, ob der Notfall tatsächlich einer ist, ob ein niedergelassener Arzt vielleicht am nächsten Tag helfen kann oder ob ein Hausmittel ausreicht. Das könnte die Situation entspannen.

Zu Recht weisen Notfallmediziner darauf hin, ein solches System zunächst nur im Niedrigrisikobereich zu testen. Begründet wird dies mit der atypischen Symptomatik, insbesondere bei älteren Patienten. Erfahrungen zu sammeln hat hier oberste Priorität und braucht einen langen Atem. Daher ist es richtig, ein solches Projekt jetzt zu starten.

Man kann nicht immer nur eine Situation beklagen, wenn man nicht den Mut hat, auch neue Wege zu gehen. Die Schweiz hat's vorgemacht.

Dreh und Angelpunkt aber bleibt weiter: Die 116 117 muss in die Köpfe der Menschen – so wie die 112 und die 110!

Lesen Sie dazu auch: IT-gestützte Triage: SmED hilft, künftig Notfälle richtig einzuschätzen

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 28.06.201812:44 Uhr

"SmED" als postfaktische Kopfgeburt der KBV?

Das "strukturierte medizinische Ersteinschätzungsverfahren für Deutschland" (SmED) als ein "softwarebasiertes Instrument zur Begutachtung von Notfallpatienten" bleibt ohne Quellenangaben eine Chimäre. Im Internet und auf den Webseiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) finden sich nur blumige Umschreibungen.

Vorgestellt wird das Projekt erst zur geplanten KBV-Herbsttagung 2018: "Perspektiven des Sicherstellungsauftrags" am 10.10.2018.
http://kbv.de/html/herbsttagung.php

SmED entspricht einer aus der Schweiz entlehnten Konzeption:
A. "Telefon-Triage bedeutet eine bewusste Entscheidung zu treffen, damit Patienten:
– mit dem richtigen Beschwerdebild: WAS?
– zur richtigen Zeit: WANN?
– am richtigen Ort: WO?
– durch die richtige Person: WER?
– medizinisch richtig beurteilt und behandelt werden: WIE?"

B. "Gesprächsleitfaden ''BIRNE''
– B = Beschwerde -> Leitbeschwerde/Leitsymptom erfassen
– I = Information -> Notwendige Informationen einholen
– R = Ratschlag -> Ratschlag erteilen, Handlungsanweisungen geben
– N = Netz -> Netz zur Absicherung
– E = Evaluation -> Wurden die Anweisungen verstanden, können diese
durchgeführt werden..."
https://notfallpflege.ch/files/_Demo/Dokumente/Veranstaltungen/Skripte_FB_2012/Telefontriage_A_Meer.pdf

Der Begriff SMED steht als Akronym für "Single Minute Exchange of Die" (SMED; dt.: Werkzeugwechsel im einstelligen Minutenbereich) und bezeichnet im Zusammenhang mit Quick Change Over (QCO, zu Deutsch schnelles Rüsten) ein Verfahren, das die Rüstzeit einer Produktionsmaschine oder einer Fertigungslinie reduzieren soll.
https://de.wikipedia.org/wiki/Single_Minute_Exchange_of_Die

SmED der KBV kann keineswegs Anamnese, Untersuchung, Beratung, Therapie in der vertragsärztlichen Versorgung ersetzten, führt aber mit Sicherheit zu einem erhöhten bürokratischen Aufwand mit zusätzlicher Dokumentationspflicht und Qualitätssicherung elementarer ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungstechniken.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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