Pflege

Spahn für Kosovo-Deal gelobt und kritisiert

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wirbt Pflegekräfte aus dem Kosovo für Deutschland an, um den hiesigen Fachkräftemangel zu bekämpfen. Die privaten Pflege-Anbieter begrüßen die Initiative, es gibt aber auch Kritik.

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BERLIN. Das Bemühen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Pflegekräfte aus dem Kosovo nach Deutschland zu ziehen, hat gemischte Reaktionen ausgelöst.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus, sagte der „Ärzte Zeitung“, es sei absolut richtig, Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben.

„Mit eigenen Bordmitteln“ bekomme Deutschland eine gute Personalausstattung in der Pflege nicht hin. Da die Jugendarbeitslosigkeit im Kosovo bei knapp 60 Prozent liege, gebe man den jungen Menschen auch eine neue Perspektive in Deutschland.

Linksfraktion skeptisch

Kritisch äußerte sich die Gesundheitssprecherin der Linksfraktion, Pia Zimmermann. Das gezielte Anwerben gut ausgebildeter Fachkräfte führe „zu einem Talentschwund“ in anderen Ländern.

Zudem bringe es auch Deutschland nichts, wenn kurzfristig Löcher in der Personaldecke gestopft würden, ohne dass sich Arbeitsbedingungen grundlegend änderten.

Peter Bechtel, Vorsitzender des Bundesverbandes Pflegemanagement, sprach ebenfalls von einer „Schweizer-Käse-Politik“: „Wir stopfen hier ein Loch und reißen woanders Löcher auf.“

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagte, der Besuch einer Pflegeschule im Kosovo produziere sicher „schöne Bilder“. Gleichwohl bleibe das Anwerben ausländischer Fachkräfte nur „ein kleiner Baustein“.

Anwerbung junger Pfleger aus dem Kosovo

Spahn und sein Amtskollege im Kosovo, Uran Ismajli, hatten am Montag in Pristina eine Erklärung zur gegenseitigen Hilfe bei Gesundheitsfragen unterzeichnet. Dazu gehört auch die Anwerbung junger Pfleger. Diese würden im Kosovo „über den eigenen Bedarf“ ausgebildet, so Spahn.

Somit würden dem Land auch keine Fachkräfte weggenommen, die dort selber gebraucht würden. Pflegekräfte aus dem Ausland seien „eine weitere Stütze“ für den hiesigen Arbeitsmarkt.

Lob für die Reise äußerten Pflege-Arbeitgeber. „Wir freuen uns sehr, dass Bundesminister Spahn sich erkennbar um die Verringerung der Versorgungslücken bemüht“, erklärte der Chef des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer. Visaverfahren müssten jetzt allerdings „massiv“ beschleunigt werden.

Isabell Halletz, von der Bundesarbeitsgemeinschaft Ausländische Pflegekräfte, betonte, Sprachkenntnisse seien „der Schlüssel für gute Arbeit und Integration“.

Höhere Pflege-Gehälter geplant

Die Bundesregierung versucht mit mehreren Maßnahmen, gegen den Fachkräftemangel in der Pflege anzugehen. Neben der Anwerbung von Mitarbeitern im Ausland soll auch die Bezahlung verbessert werden.

Möglichst in der gesamten Pflegebranche sollen künftig Tariflöhne gezahlt werden. Das sieht ein Gesetz vor, dass das Kabinett im Juni auf den Weg gebracht hatte. (hom/dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 16.07.2019 um 15:32 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Es bleibt eine Gratwanderung

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