Junge Männer
Süchtig nach dem Kick beim Geldspiel
Eigentlich verplempern immer weniger Deutsche ihr Geld bei Glücksspielen. Doch vor allem junge Männer können bei Automatenspielen nicht Nein sagen. Der Anteil der Spielsüchtigen in dieser Altersgruppe steigt, heißt es in einer neuen Studie.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Zahl der Menschen zwischen 16 und 65 Jahren mit pathologischem Glücksspielverhalten belief sich in Deutschland im vergangenen Jahr auf 438.000. Das geht aus der Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Glücksspielverhalten und zur Glücksspielsucht hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Statistisch gesehen ist demnach die Zahl der Menschen mit Glücksspielsucht seit 2011 - der letzten Erhebung - stark gestiegen, damals betrug sie 265.000. Die starke Zunahme geht aber darauf zurück, dass die insgesamt befragten 11.501 Personen nicht nur per Festnetz, sondern auch via Mobiltelefon kontaktiert worden sind.
Beschränkt man das Sample auf die über Festnetz angerufenen Personen, dann ist der Anteil der Menschen mit pathologischem Glücksspielverhalten im Vergleich zu 2011 leicht gesunken. Er beträgt dann statt 0,82 "nur" 0,38 Prozent der 16- bis 65-Jährigen.
Betroffen sind - nach der neuen Stichprobe - 1,31 Prozent der befragten Männer und 0,31 Prozent der Frauen. Verwendet haben die Forscher in der BZgA-Studie wie auch in den früheren Erhebungen das South Oaks Gambling Screen (SOGS) genannte Verfahren, um den Schweregrad glückspielassoziierter Probleme und Symptome zu klassifizieren.
Am stärksten betroffen sind junge Männer: Unter 18- bis 20-Jährigen beträgt der Anteil der suchtgefährdeten Personen 9,2 Prozent. "Es zeigt sich erneut, dass die größte Suchtgefahr vom Automatenspiel in den gewerblichen Spielhallen ausgeht", heißt es in dem Bericht. Im Jahr 2007 spielten noch 5,8 Prozent der jungen Männer an Geldspielautomaten, im vergangenen Jahr waren es bereits 23,5 Prozent in dieser Altersgruppe.
Bei Lottospielern ist der Anteil der "Problemspieler" gering
Über alle untersuchten Altersgruppen hinweg sinkt hingegen die Teilnahme an Glücksspielen. Der Anteil der Befragten, die in den vergangenen zwölf Monaten bei einem solchen Spiel dabei waren, hat seit 2011 um 10,5 Punkte auf 40,2 Prozent abgenommen.
Betrachtet man nur die Stichprobe der per Festnetz kontaktierten Personen, dann fällt der Rückgang mit 5,8 Prozent (44,9 Prozent aller Befragten) geringer aus.
Je nach Art des Glücksspiels ist die Quote der "Problemspieler" unterschiedlich ausgeprägt: Bei Spielen am Geldspielautomaten ist der Anteil mit 28,6 Prozent hoch, ähnlich verhält es sich bei Live-Wetten (26,8 Prozent) oder Online-Poker (17 Prozent). Vergleichsweise wenig gefährdet sind hingegen Lottospieler (2,9 Prozent).
Unter den Befragten, die 2013 an mindestens einem Glücksspiel teilgenommen haben, ist das Ausmaß "an irrationalen Einstellungen zum Glücksspiel gegenüber 2011 statistisch signifikant gestiegen", heißt es in der Studie.
Knapp jeder sechste Befragte gibt bis zu zehn Euro monatlich für Glücksspiele aus, bei weiteren 14,8 Prozent sind es zwischen zehn und 50 Euro. Fast neun Prozent der Befragten investieren mehr als 50 Euro in solche Spiele.
Peter Lang, Abteilungsleiter in der BZgA, sagte anlässlich der Vorstellung des Berichts am Donnerstag, das Glücksspielverhalten in Deutschland biete "weiterhin Anlass zur Sorge". "Männer, Menschen mit Migrationshintergrund und arbeitslose Personen" hätten ein erhöhtes Risiko für eine problematische Nutzung von Glücksspielangeboten. (fst)