Sorge um Qualität der Ausbildung

Südkorea will mehr Medizinstudenten – Ärzte sind dagegen

In Südkorea wehren sich Ärzte dagegen, dass die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht wird. Sie bleiben der Arbeit fern, die Regierung stuft die Lage als ernst ein.

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Ärzte protestieren gegen die Gesundheitspolitik der Regierung in der Nähe des Präsidialamtes in Seoul.

Ärzte protestieren gegen die Gesundheitspolitik der Regierung in der Nähe des Präsidialamtes in Seoul. Die Regierung forderte streikende Mediziner auf, unverzüglich zur Arbeit zurückzukehren.

© Ahn Young-joon/AP/dpa

Seoul. Südkoreas Ärzte wehren sich gegen Pläne der Regierung, mehr Studienplätze im Fach Medizin zu schaffen. Immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte legen deshalb derzeit die Arbeit nieder.

Der Streit zwischen Ärzten und der Regierung in Südkorea um eine geplante Erhöhung der Studienplätze im Fach Medizin macht sich im Gesundheitswesen des Landes immer stärker bemerkbar. Die Behandlung von Patienten sei zunehmend gefährdet, weil immer mehr junge Ärzte nicht mehr zur Arbeit in die Krankenhäuser kämen, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Die Regierung habe die Krisenlage für die gesundheitliche Versorgung von „alarmierend“ auf „ernst“ heraufgestuft.

2000 neue Studienplätze sollen entstehen

Die Nachwuchsärzte protestieren mit ihrem Fernbleiben gegen das Vorhaben der Regierung, vom nächsten Jahr an die Zahl der jährlich zugelassenen Medizinstudenten um 2000 zu erhöhen, um einem Ärztemangel vorzubeugen. Insgesamt reichten den Angaben des Ministeriums zufolge bis zum Donnerstag etwa 8.900 Assistenzärzte und Ärzte in der Ausbildung ihren Rücktritt ein. Von ihnen seien fast 7.900 nicht mehr zur Arbeit erschienen.

Die Zahl stellt nur einen kleineren Teil der zugelassenen fast 135.000 Ärzte und Ärztinnen dar. Doch nehmen sie unter anderem bei Operationen oder anderen aufwändigeren Behandlungen eine wichtige Rolle ein. Die Ärzteverbände werfen der konservativen Regierung von Präsident Yoon Suk Yeol vor, ihre Pläne ohne Rücksprache mit ihnen vorgelegt zu haben. Auch argumentieren sie unter anderem, die Qualität der medizinischen Ausbildung könnte leiden, wenn mehr Studienplätze entstehen.

Angst um Qualität der Ausbildung

Premierminister Han Duck Soo kündigte am Freitag an, die normalen Arbeitszeiten in den öffentlichen medizinischen Einrichtungen einschließlich der Krankenhäuser würden ausgeweitet. Auch soll der Einsatz der Fernbehandlung und Beratung durch Telemedizin erweitert werden, um die Hospitäler zu entlasten.

Die Regierung hatte erklärt, an den Plänen für mehr Studienplätze unbedingt festhalten zu wollen. Der Streit um die Zahl der Medizinstudienplätze ist in Südkorea nicht neu. Vor vier Jahren hatte es schon Streikaktionen von jungen Ärzten gegeben, die sich gegen ähnliche Pläne der damaligen Regierung wandten. Die Pläne wurden damals nicht umgesetzt. (dpa)

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