UN berichtet
Täglich sterben 16.000 Kinder
Im Vergleich zum Jahr 1990 sterben heutzutage halb so viele Kinder, berichten die Vereinten Nationen. Das Milleniumsziel wird trotzdem verfehlt. Jetzt arbeitet die UN an einem neuen Zielkatalog für das Jahr 2030.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Erfolg mit Einschränkung: In den vergangenen 25 Jahren konnte die Kindersterblichkeit weltweit um 53 Prozent gesenkt werden. Aber noch immer werden dieses Jahr geschätzt 5,9 Millionen Kinder unter fünf Jahre sterben.
Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Fortschrittsberichts 2015 des Kinderhilfswerks UNICEF der Vereinten Nationen hervor.
Das heißt, dass am Tag noch immer rund 16.000 Kinder rund um den Globus ihr Leben lassen müssen. Bis 2030 könnten aber, so prognostiziert es die UN-Organisation, 38 Millionen weitere Kinderleben gerettet werden.
Als Hauptursachen für die Kindersterblichkeit werden in dem Report Frühgeburten, Lungenentzündungen, Komplikationen bei der Geburt, Diarrhoe, Sepsis sowie Malaria genannt.
45 Prozent der Todesfälle träten in den ersten vier Lebenswochen ein. Etwa jeder zweite Kindstod gehe mit Unterernährung einher.
Die höchsten Sterberaten seien immer noch in Subsahara-Region sowie in Südasien zu verzeichnen.
"Gesundheit für alle jeden Alters"
Wie bereits dem im Juli veröffentlichten UN-Bericht zu den Millenniums-Entwicklungszielen zu entnehmen war, seien zum Beispiel mithilfe von Masernimpfungen im Zeitraum zwischen 2000 und 2013 fast 15,6 Millionen Sterbefälle bei Kindern vermieden worden.
Abseits der erzielten Erfolge hat die Weltgemeinschaft ihr im Rahmen der als Millennium-Gipfel bezeichneten 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2000 in New York vereinbarten Entwicklungsziele zumindest in puncto Kindersterblichkeit verfehlt.
Diese sollte bis 2015 um zwei Drittel gesenkt werden, lautete die Vorgabe bei dem Millenniums-Entwicklungsziel Nummer vier "Senkung der Kindersterblichkeit".
Auf dem am 25. September in New York anstehenden UN-Nachhaltigkeitsgipfel "Post-2015-Agenda" sollen die Entwicklungsziele für den Zeitraum 2016 bis 2030 festgezurrt werden.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon fordert dabei nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dass das neue Zielsystem für Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer gleichermaßen gültig sein soll und die Nachhaltigkeit im Fokus stehe.
Da bei dem Gipfel die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht, werden die 17 zu vereinbarenden Ziele Sustainable Development Goals (SDG) genannt. Ziel Nummer drei trägt den Titel "Gesundheit" und zielt damit explizit auf Aspekte wie zum Beispiel eine hohe Lebenserwartung.
Es soll ein gesundes Leben und Wohlbefinden für alle jeden Alters sicherstellen. In gewisser Hinsicht kann die Gesundheit aber auch als thematische Klammer für viele der 17 SDG zählen.
Skandinavien steht ganz vorne
In einem aktuellen Stresstest hat die Bertelsmann Stiftung jetzt anlässlich des anstehenden UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York die 34 OECD-Staaten daraufhin analysiert, ob sie bereit sind für die Herausforderungen, die die 17 SDG darstellen.
In puncto Lebenserwartung, der unter das Dach des SDG Gesundheit fällt, kommen die Industriestaaten - darunter auch Deutschland - im Schnitt auf 71 Lebensjahre, wobei Japan mit 75 Jahren an der Spitze steht. Die rote Laterne geht dabei an Ungarn und die Türkei mit einer Lebenserwartung von jeweils 65 Jahren.
Deutschland landet bei den Staaten, die die neuen UN-Ziele am ehesten erreichen können, laut Bertelsmann-Analyse auf Rang sechs.
Auf den Plätzen eins bis fünf finden sich Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und die Schweiz. Am Ende der Skala stehen Israel, die USA, Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko.
Deutschland erreiche bei zwölf der 34 untersuchten Indikatoren (zwei je SDG) vordere Plätze - insbesondere beim Wirtschaftswachstum, der Beschäftigung, bei Forschung und Entwicklung, durch eine relativ geringe Armutsquote, eine vergleichsweise gute soziale Absicherung, eine geringe Zahl an Tötungsdelikten sowie zahlreiche Naturschutzgebiete. Allerdings weise Deutschland auch eine Reihe markanter - teils auch gesundheitsrelevanter - Defizite.
So produziere jeder Deutsche pro Jahr im Schnitt 614 Kilogramm Müll (OECD: 483 Kilogramm). Mit einem Überschuss von 94 Kilogramm pro Hektar Agrarfläche bei Eintrag von Stickstoff und Phosphor drohten Böden, Luft und Wasser schwer beschädigt zu werden. Bei der Feinstaubbelastung lande Deutschland auf Platz 27.