Thüringer KV-Chefin fordert eigene KBV-Ost
Thüringens KV fühlt sich von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung allein gelassen. Nun soll eine eigene Interessenvertretung für die neuen Bundesländer helfen - eine Ost-KBV.
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Regina Feldmann: Die Stimme der ostdeutschen Länder ist zu schwach.
© Rolf Schulten
APOLDA. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt vor einer "systematischen Schlechterstellung der neuen Bundesländer" durch die geplante Gesundheitsreform. Bei einer Veranstaltung im thüringischen Apolda sagte Lauterbach, durch die stufenweise Erhöhung der Zusatzbeiträge werde der Finanzausgleich unter den gesetzlichen Kassen zulasten des Ostens untergraben.
Er rechnet damit, dass die Zusatzbeiträge in drei Jahren bei 25 Euro und in sieben Jahren bereits bei 40 Euro pro Person im Schnitt liegen.
Auch die geplante Behandlung gegen Kostenerstattung benachteilige strukturschwache Regionen. Dies verstärke die Abwanderung von Ärzten aus dem ländlichen Raum, wo es sich weniger Patienten leisten können, das Geld für die Behandlung erst einmal auszulegen.
Lauterbach sagte, er wundere sich, warum der Protest im Osten bislang so verhalten sei. Die Gesundheitsreform sei eine "Ohrfeige für alle Geringverdiener". Die SPD werde sie "komplett abräumen", sollte sie wieder an der Regierung sein. In Kürze werde eine SPD-Arbeitsgruppe ein neues Konzept vorstellen, um die "Zweiklassenmedizin ein Stück weit zu beseitigen", so Lauterbach.
Mit wenig Hilfe aus Berlin rechnet hingegen Regina Feldmann, Vorsitzende der KV Thüringen (KVT). In Thüringen konnte im letzten Jahr nur ein Viertel der rund 80 frei werdenden Hausarztpraxen neu besetzt werden - nun will die KVT über eine Stiftung selbst die Initiative ergreifen.
Feldmann lehnt auch Lauterbachs Forderung nach Abschaffung des KV-Systems ab: "Wir sind der letzte Schutz der Patienten". Allerdings sei die Stimme der ostdeutschen Länder in der KBV zu schwach. Feldmann regte deshalb eine KBV-Ost an.