„Never Events“

Union fordert anonymes Register für schwere Behandlungsfehler

Im vergangenen Jahr starben 75 Patienten nach Behandlungsfehlern. In der Kritik steht auch der anschließende Umgang mit solchen Fällen. Die Union nimmt Gesundheitsminister Lauterbach in die Pflicht.

Veröffentlicht:

Berlin. Die Union hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, ein anonymes Melderegister für besonders schwere Behandlungsfehler einzuführen.

Ärzte sollten eine Möglichkeit bekommen, solche Fehler anonym zu erfassen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Union, Tino Sorge (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Auf diese Weise wären die betroffenen Ärzte vor Stigmatisierung geschützt, zugleich könnte für die Zukunft aus Fehlern gelernt werden.“ Ein freiwilliges und anonymes Register könnte ein erster Schritt sein.

Am Donnerstag hatte der Medizinische Dienst seine Jahresstatistik 2023 zu Behandlungsfehlern vorgestellt und eine Meldepflicht gefordert. Insgesamt hätten Patienten wegen eines Behandlungsfehlers von medizinischem Personal in 2.679 Fällen einen Schaden erlitten.

Gutachter der Krankenkassen führten demnach 75 Todesfälle auf solche Fehler zurück. Bei rund 150 Fehlern handelte es sich dem Dienst zufolge um „Never Events“, also Versehen, die laut Gutachtern niemals passieren dürften. Dazu zählt etwa die Verwechslung von Patienten.

„Oft nur auf Schuldzuweisung ausgerichtet“

„Um solche Ereignisse zu verhindern, brauchen wir eine Meldepflicht“, hatte der Vorstandschef des Medizinischen Dienstes Bund, Dr. Stefan Gronemeyer, gefordert. Da es diese in den Krankenhäusern aktuell nicht gibt, erfasst die Statistik nur Fälle, die auf die Initiative der Patienten zurückgehen.

CDU-Politiker Sorge sagte, die Fehlerkultur der Medizin sei zu oft nur auf „Schuldzuweisung und Bestrafung“ ausgerichtet. Ein anonymes Register würde Ärztinnen und Ärzten eine Übersicht kritischer Fehlerrisiken bieten. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, es gebe Meldesysteme für kritische Vorfälle in Praxen und Krankenhäusern schon seit Jahren. Es fehle aber die Verbindlichkeit zur Mitwirkung. (dpa)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Schnelle Kommunikation, aber sicher: Das hilft Teams unterschiedlicher Einrichtungen bei der effizienten Zusammenarbeit.

© [M] Famedly

Neues Kooperationswerkzeug im Netz

Effiziente Kommunikation: Der schnelle Draht von Team zu Team

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass der Weg hin zu einer institutionalisierten Unterstützungskultur zwar noch weit sei, sich aber lohnen könne und zwar nicht nur für das psychische Wohlbefinden der chirurgischen Teams, sondern auch zum Wohle der Patienten und Patientinnen.

© Wosunan / stock.adobe.com

Umfrage in deutschen Unikliniken

Nach Zwischenfällen im OP mangelt es an Unterstützung