Folgen der Pandemie
Versicherte schieben Vorsorgetermine wegen Corona-Krise auf
Eine neue Befragung von Bürgern lässt erkennen, dass der Zugang zur Versorgung während der Corona-Pandemie kein Problem darstellt. Allein die wahrgenommenen Risiken hindern sie am Arztbesuch.
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Viele Versicherte halten Vorsorgeuntersuchungen prinzipiell für eine gute Idee. Doch in Corona-Zeiten schieben sie entsprechende Kontrolltermine beim Arzt auf, hat eine neue Befragung ergeben.
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Köln. Die Corona-Pandemie hat Einfluss auf die Vorsorgebereitschaft. Elf Prozent der Bevölkerung haben wegen der aktuellen Situation eine Krebsfrüherkennung aufgeschoben, 16 Prozent einen Gesundheits-Check-Up und 22 Prozent einen Besuch beim Zahnarzt – vor allem Vorsorge- und Kontrolltermine. Das zeigt die aktuelle Erhebungsrunde des COVID-19 Snapshot-Monitorings (COSMO) der Universität Erfurt.
Dafür werden seit dem 3. März jede Woche über einen Online-Fragebogen das Wissen, die Risikowahrnehmung, das Schutzverhalten und das Vertrauen der Bevölkerung abgefragt. In die aktuelle Erhebung am 21. und 22. Juli waren 1001 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren einbezogen.
Zugang zur Versorgung hat sich verbessert
Der Zugang zur ärztlichen Versorgung hat sich für die meisten seit Beginn der Pandemie verbessert. Während im April noch 66 Prozent angegeben hatten, dass ihnen notwendige Arztbesuche möglich waren, ist der Anteil im Juli bereits auf 89 Prozent gestiegen. 82 Prozent gaben an, dass die Versorgung mit notwendigen Medikamenten sichergestellt ist, im April waren es 70 Prozent.
Die Corona-bedingten Verhaltensregeln werden von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert. Nach der aktuellen Befragung halten 85,5 Prozent immer oder häufig 1,5 Meter Abstand. 83,8 Prozent waschen sich 20 Sekunden lang die Hände und 89,2 Prozent tragen einen Mund-Nasenschutz. Nach der Erhebung halten sich Ältere häufiger an die AHA-Regeln als Jüngere, Frauen häufiger als Männer.
Die große Akzeptanz der AHA-Formel – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken – sei ein positives Signal, sagt die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Professor Heidrun Thaiss. „Sie zeigt, dass Solidarität und Rücksichtnahme auch und gerade in der Corona-Pandemie einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben.“
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COSMO ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Erfurt, des Robert Koch-Instituts, der BZgA, des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation, des Science Media Center, des Bernhard-Nocht-Instituts for Tropical Medicine und des Yale Instituts for Global Health.
Jedem Vierten gehen Lockerungen zu weit
Mit 57 Prozent war in der aktuellen Erhebung der überwiegende Teil der Befragten mit den zurzeit geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie und den Lockerungen zufrieden. 24 Prozent hielten die Lockerungen für übertrieben, 18 Prozent dagegen die Vorsichtsmaßnahmen.
Die COSMO-Befragungen zeigen, dass die Akzeptanz einer Impfung deutlich zurückgegangen ist. Mitte April wären 79 Prozent bereit gewesen, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, in der aktuellen Erhebung nur noch 64,4 Prozent. Allerdings ist der Wert seit Ende Mai (60,8 Prozent) wieder etwas gestiegen (siehe nachfolgende Grafik).
Die Zustimmung zu einer möglichen Impfpflicht ist ebenfalls geringer geworden. Sie sank von 73,2 Prozent Mitte April auf 51,1 Prozent drei Monate später.