Prävention

Vorsorgekoloskopie: Einladung auch in höherem Alter sinnvoll?

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung verweist auf seit 2019 nur geringfügig gestiegene Teilnahme an einer Vorsorgekoloskopie bei den 55- bis 64-Jährigen – trotz Einladungsverfahren.

Veröffentlicht:

Berlin. Seit 2019 erhalten anspruchsberechtigte Versicherte ab 50 Jahren im Rahmen eines organisierten Darmkrebsscreenings von ihrer Krankenkasse eine Einladung zur Früherkennung auf Darmkrebs. Seit Beginn dieses Verfahrens ist der Anteil derer, die eine Vorsorgekoloskopie in Anspruch nehmen, aber nur geringfügig gestiegen.

Ein weiterer leichter Anstieg bis zum Jahr 2023 sei nur für 55- bis 64-jährige Frauen zu beobachten, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). 2023 haben in dieser Altersgruppe rund drei Prozent der Frauen eine Vorsorgekoloskopie vornehmen lassen. Bei Männern dieser Altersgruppe sei das Niveau seit 2019 unverändert geblieben.

Bei der Gruppe der Männer zwischen 50 und 54 Jahren, die zuletzt besonders stark auf Prävention hin angesprochen wurden, wird die Vorsorge in ähnlichem Maße angenommen wie bei 55- bis 64-Jährigen, berichtet das Zi. Bei den 65- bis 74-Jährigen, für die die zweite Vorsorgekoloskopie in Frage käme, sei der Anteil der Untersuchten signifikant niedriger als bei der jüngeren Altersgruppe. 2023 betrug der Anteil derer, die eine Koloskopie in Anspruch nahmen, etwa zwei Prozent. Das Zi hat für seine Untersuchung vertragsärztliche Abrechnungsdaten der Jahre 2014 bis 2023 ausgewertet.

Mehrere Erklärungsansätze für geringere Teilnahme der über 65-Jährigen

Dass es seit dem Start des Einladungsverfahrens keinen substanziellen Anstieg der Untersuchungsraten gab, könnte auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen sein, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. „Die sinkende Zahl von Darmkrebs-Neuerkrankungen seit 2002, als die Vorsorgekoloskopie als Leistung der gesetzlichen Krankenkasse eingeführt worden ist, zeigt deutlich, dass Früherkennungsuntersuchungen vor ernsthaften Erkrankungen wirksam schützen können.“

Für die geringere Inanspruchnahme durch ältere im Vergleich zu jüngeren Patienten hat das Zi verschiedene Erklärungsansätze: Einer davon sei, dass ältere Patienten aufgrund von Beschwerden häufiger eine kurative Koloskopie erhalten, so dass sich eine Vorsorgekoloskopie erübrigt. Eine weitere Vermutung sei, dass die erste Untersuchung als unangenehm empfunden wurde, so dass auf die zweite Vorsorge verzichtet wurde.

Bislang erhalten Versicherte das Einladungsschreiben nur im Alter 50, 55, 60 und 65 Jahren. Eine Einladung auch in höherem Alter könnte die Teilnahme an einer zweiten Vorsorgekoloskopie erhöhen. Von Stillfried sprach sich dafür aus, alternative Kommunikationswege bei der Aufklärung zur Früherkennung sollten intensiviert werden. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

MASAI-Studie

KI könnte das Mammografiescreening effizienter machen

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Ein Kerngedanke von Vision Zero ist, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle immer weiter zu senken und idealerweise gegen Null zu bringen.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Vision Zero in der Onkologie – fangen wir an

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fünf Studien

Lohnt sich Blutdrucksenkung unter 120 mmHg?

Maternale Risdiplam-Behandlung

Erfolgreiche Therapie bei einem Fetus mit spinaler Muskelatrophie

MASAI-Studie

KI könnte das Mammografiescreening effizienter machen

Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ein Arzt ist im Gespräch mit seinem Patienten. Der Arzt hält ein Herzmodell in der Hand.

© rocketclips / stock.adobe.com

Zwei Millionen Erwachsene untersucht

Zehn Jahre länger leben ohne fünf kardiovaskuläre Risiken