Kritik an Unterfinanzierung
Warnung vor zunehmenden Engpässen in der Kinderorthopädie
Verband und Fachgesellschaft sehen die kinderorthopädische Versorgung in einer Abwärtsspirale. Durch die Unterfinanzierung in Klinik und Praxis nähmen Wartezeiten für die jungen Patienten zu.
Veröffentlicht:Berlin. Kinderorthopäden, Orthopäden und Unfallchirurgen warnen vor einer Abwärtsspirale in der kinderorthopädischen Versorgung. Gegenwärtig sei diese Versorgung der jungen Patienten ein Minusgeschäft. Im Ergebnis schlössen Kliniken ihre kinderorthopädischen Abteilungen oder verkleinerten sie.
Schon gegenwärtig gebe es bei spezialisierten Zentren Wartezeiten von bis zu einem Jahr etwa bei chirurgischen Therapien von Fehlstellungen, heißt es am Dienstag in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).
„Wenn gesundheitspolitisch nicht gegengesteuert wird, droht eine Unterversorgung im kinderorthopädischen Bereich“, sagt Professor Maximilian Rudert, Präsident der DGOU.
Beispiele für die Unterfinanzierung im DRG-System
Dr. Burkhard Lembeck, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), bestätigt die finanzielle Misere für den niedergelassenen Bereich: Die Sonografie der Säuglingshüfte sei ein Beispiel dafür. Diese Untersuchung erfordere viel Zeit, da das Baby während des Ultraschalls beruhigt werden muss und auch die Eltern eingebunden werden müssen. Solch eine ressourcenaufwändige Untersuchung werde mit nur 20 Euro vergütet.
Ein anderes Beispiel sei eine Operationstechnik, bei der orthopädische Chirurgen Hüftgelenke von Kindern bereits im Wachstum wieder neu einstellen und dadurch Schmerzen verringern, Beweglichkeit verbessern und auch die frühzeitige Entstehung von Gelenkverschleiß verhindern.
Denn die finanzielle Benachteiligung derartiger Eingriffe im DRG-System sei „äußerst besorgniserregend“, sagt Professor Tobias Renkawitz, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg und BVOU-Vizepräsident. „Nötig ist eine grundsätzliche Neuberechnung der Prozeduren im Bereich der ambulanten und stationären Kinderorthopädie, die den tatsächlichen Aufwand der Einrichtungen realistisch abbildet.“ (eb)