Hessen
Warum Stefan Grüttner auch mal einsam ist
In Hessen hat der Gesundheitsminister auch das Wohlergehen der Pharma-Industrie im Blick - und fühlt sich bei den meisten seiner Amtskollegen unverstanden.
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In Hessen hat aich ein spezieller Blick auf die Pharmabranche entwickelt. Das macht es für Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) nicht immer einfach.
© Frank Rumpenhorst / dpa
WIESBADEN. Die Aufgabe eines Gesundheitsministers ist es, Rahmenbedingungen für eine funktionstüchtige Gesundheitsversorgung zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die Kosten nicht ausufern. In Hessen kommt ein Drittes hinzu: Das Land hat ein vitales Interesse daran, dass die Pharmabranche prosperiert.
Aus gutem Grund: In Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden werden Arzneien in Milliarden-Werten für die Welt produziert, daran hängen Tausende hochqualifizierter Arbeitsplätze in den Industriebetrieben, aber auch in den Forschungsstätten von Universitäten. Und nicht zuletzt profitieren das Land und die Kommunen von erheblichen Steuereinnahmen.
Spezieller Blick auf die Pharmabranche
So hat sich in Hessen ein sehr spezieller Blick auf die Pharmabranche entwickelt, weil deren Prosperität seit der Amtszeit des früheren Ministerpräsidenten Roland Koch Chefsache ist. Egal in welcher Koalition, ob mit einem liberalen oder wie jetzt mit dem grünen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir: Pharma-Unternehmen werden als High Tech-Industrie mit hohem Wachstumspotenzial, hohen Exportraten, starker Wertschöpfung und hoher Steuerleistung geschätzt.
Frühzeitig, so Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) bei einer Diskussionsveranstaltung der Wiesbadener Gesundheitstage, hat die Staatskanzlei eine Interessengemeinschaft Pharma organisiert, an der neben den Pharmaunternehmen die Ministerien für Gesundheit und Wirtschaft, aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber beteiligt sind und in der Initiativen auf Bundesebene entwickelt werden.
Sondersituation macht es nicht einfach
Ergänzend dazu ist an der Uni in Frankfurt das House of Pharma etabliert worden, dessen Aufgabe es ist, Erkenntnisse aus der Forschung zügiger in die Praxis der Kliniken und der ambulanten Medizin zu transferieren.
Obwohl nicht direkt Teilnehmer im Pharmadialog, den die Bundesministerien für Gesundheit und Wirtschaft mit der Industrie, der Wissenschaft und den Gewerkschaft etabliert haben, hat Hessen mit einem den Dialogveranstaltungen vorgeschalteten Zusammenkünften in der hessischen Landesvertretung in Berlin wohl auch indirekt Einfluss zu nehmen versucht.
Diese Sondersituation scheint es einem Gesundheits- und Sozialminister nicht gerade leicht zu machen: "Im Kreis meiner Länderkollegen fühle ich mich mitunter einsam. Es ist schwierig, die Belange der Pharma- Industrie beispielsweise mit meiner Kollegin aus Mecklenburg-Vorpommern zu diskutieren." (HL)