Hausärzteverband
Weigeldt wettert gegen Corona-Reisebeschränkungen
Ärztevertreter lehnen die aktuellen COVID-19-Reiseregelungen strikt ab. Hausärzte-Chef Weigeldt: „Wir haben in den Praxen keine Ressourcen übrig, um Ordnung in das Chaos zu bringen, das hier gerade angerichtet wird.“
Veröffentlicht:Berlin. Als „Ressourcenverschwendung ohne plausiblen Grund“ hat der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, das vergangene Woche beschlossene teilweise Beherbergungsverbot für Reisende aus deutschen Corona-Hot-Spots bezeichnet. „Wir haben in den Praxen keine Ressourcen übrig, um Ordnung in das Chaos zu bringen, das hier gerade angerichtet wird“, reagierte Weigeldt auf die widersprüchlichen Regelungen, die aus den Ländern kolportiert werden.
Anstatt eine einheitliche Bund-Länder-Strategie zu verfolgen, werde mit teils nicht mehr nachvollziehbaren Reisebeschränkungen die Verantwortung auf Ärzte und Hoteliers abgewälzt.
Tests steigern Ansteckungsrisiko in Arztpraxen
Den Länder-Chefs scheine es nicht bewusst oder sogar egal zu sein, dass das Gesundheitssystem die Test-Kapazitäten vornehmlich für die Risikopatienten und die Mitarbeiter im Gesundheitswesen benötige, sagte Weigeldt am Montag. Dass Familien, die in den Herbstferien in Urlaub fahren wollten, nun Corona-Tests nachfragten, sei nachvollziehbar. Allerdings steige damit das Ansteckungsrisiko in den Arztpraxen.
Auslöser der Kritik Weigeldts sind Vereinbarungen von Bund und Ländern von vergangener Woche. Demnach sollen Reisende aus Gebieten, in denen die Inzidenz der Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-COV-2 die Grenze von 50 je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen übersteigt, keine Aufnahme mehr in Hotels und Pensionen mehr finden können. Es sei denn, sie können einen negativen Corona-Test verweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist.
Zuvor hatte bereits KBV-Chef Dr. Andreas Gassen die Regelungen als medizinisch nicht zu begründen bezeichnet. Menschen ohne Symptome, die in Urlaub fahren wollten, würden nun die PCR-Tests anfordern. Das sei fast schon grober Unfug.
FDP: Reisende nicht Pandemietreiber
Kritische Äußerungen kommen auch aus der Opposition im Bundestag. Reisen seien „nicht prinzipiell Pandemietreiber“, sagte die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus am Montag. „Eine Verbotskultur ohne ein klares und umfassendes Konzept kann Misstrauen in der Bevölkerung schüren und die Akzeptanz der Maßnahmen gegen Crona insgesamt gefährden“, sagte Aschenberg-Dugnus.
Am kommenden Mittwoch wollen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungsspitzen der Länder erneut treffen, um die Corona-Lage zu beraten. (af)