Kommentar
Zu viel Bürokratie bei Gendiagnostik
Eine Frau wünscht sich ein Kind. Sie ist in der 20. Schwangerschaftswoche, alles verläuft normal. Sie freut sich, ihr Mann auch. Sie geht zum Vorsorge-Ultraschall - und ihre Welt bricht zusammen. Ihre Gynäkologin teilt ihr mit, dass das Kind möglicherweise einen schweren Herzfehler hat.
In dieser Situation braucht die Schwangere alle Hilfe, die sie kriegen kann. Frauenärzte wissen aus Erfahrung, dass der Beratungsaufwand in diesen Fällen nicht in Minuten, sondern in Stunden zu rechnen ist. Mit dem Gendiagnostikgesetz kommt nun noch eine umfangreiche Dokumentationspflicht auf die Ärzte hinzu. Sie müssen sich jeden ihrer Schritte und Vorschläge von ihren Patientinnen mit einer Unterschrift absegnen lassen.
Welch ein Wahnsinn angesichts des Papierkrams, mit dem sich die Ärzte ohnehin schon tagtäglich herumschlagen müssen! Zu viele Formulare vergällen den Ärzten die Freude am Beruf und schrecken den Nachwuchs ab. Und wenn die Bürokratie in diesem speziellen Fall nicht eingedämmt wird, besteht zudem die Gefahr, dass sinnvolle Vorgaben unter riesigen Aktenbergen begraben werden und Schwangere in der Krise nicht die Hilfen bekommen, die sie brauchen.
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