Krankenkassen
Zusatzbeiträge könnten in den Steigflug gehen
Berlin. Gesetzlich Versicherte müssen sich im nächsten Jahr womöglich auf höhere Krankenkassenbeiträge einstellen. Zu erwarten ist, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent steigt.
Eine entsprechende Prognose wurde am Freitag mit den Stimmen der Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums und des Bundesversicherungsamtes (BVA) beschlossen.
Der GKV-Spitzenverband, der ebenfalls an den Beratungen des Schätzerkreises beteiligt ist, geht dagegen davon aus, dass der Zusatzbeitrag auf 1,2 Prozent steigen müsste, um die Ausgaben im kommenden Jahr decken zu können.
Verwaltungsräte entscheiden
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist eine Rechengröße. Seine Höhe wird vom Gesundheitsministerium auf Basis der Ergebnisse des Schätzerkreises jeweils für das Folgejahr festgelegt. Derzeit liegt der Zusatzbeitrag bei 0,9 Prozent.
Kassen können, müssen ihn aber nicht erheben. Auch bei der Höhe können sie abweichen. Darüber entscheiden die Verwaltungsräte. Seit 2019 wird der Zusatzbeitrag wieder je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt.
Die unterschiedlichen Einschätzungen über die Höhe des Zusatzbeitrages für 2020 gehen aber auf weitgehend deckungsgleiche Bewertungen der Ausgabenentwicklung im laufenden Jahr zurück. Während Ministerium und BVA Ausgaben von insgesamt 245,7 Milliarden Euro für 2019 erwarten, taxiert der GKV-Spitzenverband diese auf 246 Milliarden Euro.
Spahn bleibt gelassen
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist eine rein statistische rechnerische Größe. Entscheidend für die Versicherten ist, was sie bei ihrer Kasse wirklich zahlen müssen. Dank der übermäßig hohen Rücklagen vieler Kassen, werden die tatsächlich zu zahlenden Beiträge für sehr viele Versicherte unterm Strich in 2020 gleich bleiben oder sinken. Das ist die entscheidende Botschaft.“
Letztlich wird das Ministerium bis November entscheiden, wie hoch der Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrages tatsächlich ausfällt. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer, erklärte: „Das kommende Jahr wird die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt auf der Ausgabenseite vor Herausforderungen stellen, soweit teilen wir die Sicht der Experten aus dem Bundesversicherungsamt und aus dem Bundesgesundheitsministerium.“
Pfeiffer sieht vor allem durch Reformgesetze hohe Belastungen auf die Kassen zukommen. (hom/dpa)