Zusatzbeiträge lösen regelrechte Fluchtwellen aus

BERLIN (dpa). Die Zusatzbeiträge einiger Krankenkassen lösten bei diesen eine Mitgliederflucht aus: Nach einer dpa-Umfrage haben seit Einführung dieses Obolus von meist acht Euro im Monat mindestens 400 000 Bundesbürger ihre gesetzliche Krankenkasse gewechselt oder werden dies noch tun.

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Die meisten Neuzugänge verzeichnete der AOK-Bundesverband. © Jürgen Priewe / fotolia.com

Die meisten Neuzugänge verzeichnete der AOK-Bundesverband. © Jürgen Priewe / fotolia.com

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Das ist fast ein Prozent der insgesamt rund 50 Millionen Krankenkassen-Mitglieder. Die meisten Zugänge verzeichnete der AOK-Bundesverband mit 150 000 Neuanträgen. Bei der Techniker Krankenkasse gingen bislang 121 000 und bei der Barmer GEK 113 000 Neuanträge ein. Die drittgrößte Krankenkasse, die DAK, räumte Kündigungen ein, nannte aber keine Zahlen. Sie erhebt seit 1. Februar acht Euro Zusatzbeitrag von ihren 4,8 Millionen Mitgliedern.

Beim AOK-Verband, wo 24 Millionen Bürger krankenversichert sind, gab es nach Angaben von Verbandssprecher Udo Barske bislang rund 150 000 Neuzugänge, die mit dem Zusatzbeitrag begründet wurden. Der Zulauf wird mit den Zusatzbeiträgen bei anderen Krankenkassen erklärt. "Ein Zusammenhang zwischen Zusatzbeiträgen und steigenden Zahlen bei uns ist nicht zu leugnen", sagt Kai Behrens, Vize-Unternehmenssprecher der Barmer GEK.

Die BKK für Heilberufe verzeichnet "dramatische Rückgänge" bei den Mitgliederzahlen. Aktuell seien 50 000 Kündigungen eingegangen, sagte Pressesprecher Jürgen Körner. Er führt dies auf ihre hohen, bis zu 35 Euro monatlich reichenden Zusatzbeiträge zurück. Anfang des Jahres hatte die BKK für Heilberufe noch 170 000 Mitglieder.

Auch die kleine Gemeinsame BKK in Köln mit etwa 38 000 Versicherten verzeichnet deutlichen Schwund: Bisher gab es 2500 Kündigungen. "Diese gehen einzig und alleine auf das Thema Zusatzbeiträge zurück", sagte Vorstand Helmut Wasserfuhr. Als Problem sieht er Aufrufe aus der Politik zum Kassenwechsel. Die KKH-Allianz (aktuell 2,05 Millionen Versicherte) verlangt einen Zusatzbeitrag von acht Euro vom 15. April an. Es habe bereits jeder Vierte gezahlt, sagte Sprecherin Daniela Friedrich. "Wir verzeichnen leicht erhöhte Kündigungszahlen, gehen aber davon aus, dass sich das wieder auf normalem Niveau einpendelt." Im ersten Quartal 2010 habe es etwa 30 000 Neuzugänge gegeben. Bei der BKK Westfalen-Lippe sind von 23 000 Mitgliedern seit Einführung der Zusatzbeiträge etwa sieben Prozent oder knapp über 1600 ausgetreten.

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