1995: Gewinner war erstmals ein Diagnostikum
Vor zehn Jahren gab es bei der Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises eine Premiere. Denn erstmals wurde mit dieser von der "Ärzte Zeitung" gestifteten Auszeichnung zur Förderung der pharmakologischen Forschung in der Kategorie A ein Diagnostikum ausgezeichnet. Der Gewinner war Echovist®, das weltweit erste industriell hergestellte Ultraschall-Konstrastmittel von dem Berliner Unternehmen Schering.
Das Mittel ist seit 1991 für die sonographische Untersuchung des rechten Herzens zugelassen, seit Ende 1994 auch zur Untersuchung des weiblichen Genitaltraktes und zur sonographischen Diagnostik bei venösen Erkrankungen.
Luftbläschen kleben an den Mikropartikeln aus Galaktose
Das Kontrastmittel ist eine Suspension von löslichen Galaktose-Mikro-partikeln in 20prozentiger Galaktose-Lösung. Wie wird aber aus einem Zucker ein Kontrastmittel gemacht? In einem aufwendigen Verfahren werden dazu aus sehr kleinen Galaktose-Partikeln kleinste Arzneikugeln gemacht.
Diese Kugeln werden vor der Untersuchung mit wäßriger Galaktose-Lösung durch Schütteln vermischt - es entsteht eine milchige Flüssigkeit. Darin sind winzige Luftbläschen sowie Mikropartikel aus Galaktose enthalten. Die Luftbläschen kleben an den Galaktose-Partikeln und reflektieren die bei der Untersuchung verwendeten Ultraschallwellen.
"Die Kunst in der Herstellung eines Kontrastmittels für die Sonographie besteht vor allem darin, die Luft so zu verpacken, daß sie ungefährlich ist, also keine Luftembolie auslösen kann", sagte damals Privatdozent Dr. Harald Becher von der Bonner Universitätsklinik aus Anlaß der Verleihung. Vor dem preisgekrönten Kontrastmittel sei es schwierig gewesen, die Blutströmung sonographisch darzustellen. Mit den bisherigen Techniken habe es sichtbare Reflektionen nur an den Herzwänden und Herzklappen gegeben.
Das Kontrastmittel ist seit 1994 auch zur Hysterosalpingo-Kontrastsonographie zugelassen. Es erleichtert die Diagnostik der Infertilität aufgrund krankhafter Veränderungen der Eileiter oder der Gebärmutter. Dies war Anfang der 90er Jahre bei etwa 40 Prozent der infertilen Frauen der Fall.
1995 wurden auch Galenus-Preise in den Kategorien B und C verliehen. Mit dem Preis der Kategorie B wurde das Antikrebsmittel Miltex® mit dem Wirkstoff Miltefosin ausgezeichnet. Es wurde von Wissenschaftlern des Unternehmens Asta Medica in Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit Forschern am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen entwickelt. Miltefosin ist ein Alkylphosphocholin zur topischen Behandlung von Krebskranken mit Hautmetastasen, etwa von Frauen mit Brustkrebs.
In der Kategorie C ging der Galenus-Preis an Mainzer Augenärzte unter Leitung von Privatdozent Dr. Norbert Pfeiffer mit den Pharmakologen Professor Edgar Schömig aus Heidelberg und Privatdozent Dr. Hermann Ruß von der Universität Würzburg.
Pfeiffer hat eine neue Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Glaukom entdeckt: Augentropfen mit einem Karbo-Anhydrase-Hemmstoff. Die Tropfen bremsen die Produktion von Kammerwasser. Folge: Der Augeninnendruck sinkt.
Schömig und Ruß haben nachgewiesen, daß Abkömmlinge von Cyaninfarbstoffen ein Transportsystem für Noradrenalin im zentralen Nervensystem stark und selektiv hemmen. (ple)