Humangenetik
Machbarkeitsnachweis einer Gentherapie der Molybdän-Cofaktor-Defizienz Typ B
Für den Galenus-Preis 2019 nominiert: Professor Jochen Reiss‘ Untersuchungen belegen die Machbarkeit einer Gentherapie bei der seltenen MoCo-Defizienz Typ B.
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Während für die MoCo-Defizienz Typ A eine Substitutionstherapie verfügbar ist, kann Typ B bislang nicht ursächlich behandelt werden.
Ein Drittel der bestätigten MoCo-Defizienz-Erkrankungen sind auf Mutationen im Gen MOCS2 oder MOCS3 zurückzuführen und werden als Typ B zusammengefasst. Betroffene weisen einen MoCo-Mangel auf, der zu einem Multienzymversagen in der Leber führt.
Infolgedessen können schwefelhaltige Substanzen nicht abgebaut werden und es kommt zu Sulfit-Einlagerungen im zentralen Nervensystem. Die meisten Patienten sterben im frühen Kindesalter.
Während die MoCo-Defizienz von Typ A heute über eine Supplementationstherapie behandelbar ist, können die für eine vergleichbare Therapie von Typ B erforderlichen Substanzen noch nicht in ausreichender Menge und Qualität synthetisiert werden.
Professor Jochen Reiss, Universitätsmedizin Göttingen, zeigte in einer präklinischen Machbarkeitsstudie, dass der Gentransfer mithilfe rekombinanter adenoassoziierter Viren (rAAV) das Krankheitsbild der MoCo-Defizienz Typ B aufheben kann (Human Genetics 2019; 138(4):355-361). Die AAV-Vektoren enthielten die fehlerfreien codierenden DNA-Sequenzen der Untereinheiten A und B des menschlichen Enzyms MOCS2 und wurden einmalig Mäusen mit Mutationen im MOCS2-Gen, wie sie für Patienten typisch sind, injiziert.
Während unbehandelte Mäuse nicht länger als zwei Wochen lebten, konnte durch das Einschleusen der therapeutischen DNA bei einigen der behandelten Mäuse das Krankheitsbild so weit neutralisiert werden, dass sie das Erwachsenenalter erreichten. Damit wurde erstmals gezeigt, dass die AAV-vermittelte Gentherapie ein prinzipiell gangbarer Weg zur Therapie der MoCo-Defizienz Typ B ist.