Kammerversammlung

Ärztekammer Nordrhein: KI gehört in die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung

Beim Thema Künstliche Intelligenz in der Medizin muss die Ärzteschaft das Heft des Handelns in der Hand behalten, betont die Ärztekammer Nordrhein. Kompetenzen im Umgang mit KI-Anwendungen müssten in der Aus-, Fort- und Weiterbildung vermittelt werden.

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Düsseldorf. Ärztinnen und Ärzte müssen sich intensiver als bisher mit dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Medizin beschäftigen, fordert der Präsident der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) Dr. Sven Dreyer. „Ein grundlegendes Verständnis von Künstlicher Intelligenz ist entscheidend für die richtige Umsetzung in der klinischen Praxis, und deshalb bedarf es in der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung einer strukturierten Befassung mit dem Thema“, sagte Dreyer am Samstag auf der Kammerversammlung in Düsseldorf.

„Sonst erleben wir, dass KI ohne ärztliche Expertise und rein kommerziell gesteuert die Medizin künftig nicht nur ändern, sondern komplett auf den Kopf stellen wird“, warnte Dreyer. Auseinandersetzen müsse sich die Ärzteschaft unter anderem mit der Frage, wie man bei zunehmenden KI-Einsatz den Verlust von theoretischem und haptisch-praktischem Erfahrungswissen verhindern könne.

Auch Aspekte wie das Transparenzproblem bei KI-Anwendungen müssten geklärt werden. „Ein Mangel an Datentransparenz kann das Vertrauen der Patienten und der medizinischen Fachkräfte erheblich beeinträchtigen und damit den Heilungsprozess gefährden“, sagte Dreyer. Der Schutz sensibler Patientendaten bei der Implementierung von KI in der Medizin und der enorme Energieverbrauch sind für ihn weitere wichtige Themen.

Den Kompetenz- und Kontrollverlust verhindern

Die Delegierten sahen ebenfalls Handlungsbedarf. Ohne Gegenstimmen und bei drei Enthaltungen verabschiedeten sie einen Antrag des Vorstands, der sich für die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit KI-Anwendungen in Aus-, Fort- und Weiterbildung stark macht. Das soll nicht nur für die Angebote der Ärztekammer, sondern auch für Universitäten und die Anbieter ärztlicher Fortbildungen gelten. Sie müssten entsprechende Curricula und Module entwickeln.

Ärztinnen und Ärzte müssten umfassend über Chancen und Risiken von KI-Anwendungen informiert sein, heißt es in dem Antrag. „Nur so lässt sich im Sinne der Patientensicherheit verhindern, dass die zunehmende KI-Unterstützung in Diagnostik und Therapie zu einem Kompetenz- und Kontrollverlust der Ärztinnen und Ärzte führt.“

Die Delegierten sprachen sich dafür aus, dass die Ärzteschaft in die Regulierung und die Qualitätssicherung von KI einbezogen wird, um die Verbesserung der Patientenversorgung zu fördern und gesundheitliche Risiken für die Patientinnen und Patienten zu vermeiden. Einen entsprechenden Antrag der Fraktion VoxMed verabschiedete die Kammerversammlung bei nur einer Enthaltung.

Die Kammerversammlung fordert darin:

  • die Einbindung der Ärzteschaft in die Entwicklung von medizinischen KI-Anwendungen,
  • die aktive Beteiligung von Ärztekammern und Fachgesellschaften an der Zulassung und Bewertung medizinischer KI-Software sowie
  • die Regulierung der Nutzung von KI in der Medizin durch die Erstellung von Leitlinien für die verantwortungsbewusste Anwendung von KI in Diagnostik, Therapie und Prävention.

Die Ausbildung müsse sich grundsätzlich verändern, Expertinnen aus Medizin und IT müssten künftig zusammenarbeiten, sagte Professor Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern. „Man braucht Informatiker mit medizinischen Einblicken oder Mediziner mit Informatik-Kenntnissen.“

Die technische Weiterentwicklung mit Hilfe der KI wird nach Einschätzung Dengels die medizinische Versorgung künftig deutlich verändern. „Die digitalen Endgeräte werden so weit sein, dass Sie zu Hause das Hautkrebsscreening selbst machen können“, prognostizierte er.

Das Szenario: Die Nutzer fotografieren zu Hause in regelmäßigen Abständen ihre Haut und Läsionen, und die KI wird die Bilder vergleichen. „Die KI sagt dann, ob man zu einer Fachärztin oder einem Facharzt gehen soll und fragt: Soll ich einen Termin vereinbaren?“ (iss)

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