Strukturplanung

Ärztekammer Thüringen: Kleinteilige Geburtsmedizin zentralisieren!

Die Geburtsmedizin in Thüringen ist nach Ansicht der dortigen Ärztekammer suboptimal aufgestellt. Klinik-Konsolidierung sei nötig – und dabei entstehende Versorgungslücken durch ambulante Optionen zu schließen.

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Jena. Die Landesärztekammer Thüringen plädiert für eine stärkere Zentralisierung der Geburtsmedizin in dem Bundesland – und bringt dabei auch die Schließung kleinerer Geburtshilfekliniken ins Spiel.

Aus der nationalen und internationalen Versorgungsforschung sei bekannt, dass eine Korrelation zwischen der Anzahl der betreuten Geburten und der Qualität der Geburtshilfe besteht, heißt es in jetzt von der Kammerversammlung beschlossenen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geburtsmedizin.

Die Entfernung vom Wohnort zur Geburtsklinik spiele dabei eine untergeordnete Rolle. Hintergrund der Kammer-Empfehlungen sind sinkende Geburtenzahlen, damit verbundene wirtschaftliche Probleme und der zunehmende Fachkräftemangel vor allem an kleinen oder in ländlichen Regionen gelegenen Kliniken.

19 Häuser – und eine erhebliche Fallzahlspanne

Die Thüringer Versorgungslandschaft fällt in der Geburtsmedizin kleinteilig aus – und bekommt zunehmend weiße Flecken. In den vergangenen Jahren sind laut Landesgesundheitsministerium fünf Geburtshilfeabteilungen verloren gegangen. Geblieben sind 19 Einrichtungen, von denen vier weniger als 350 Entbindungen jährlich – also nicht einmal eine pro Tag – haben.

Weniger als die Hälfte der Häuser bringt es auf 600 Geburten pro Jahr. 2024 lag die Spannbreite zwischen 223 und 1.297 Geburten je Klinik.

Um weiteren „wilden“ Schließungen vorzubeugen, ist aus Kammersicht das Land gefragt. Es solle künftig nur solche Geburtskliniken planen und strukturell unterstützen, die den Qualitätsanforderungen eines Perinatalzentrums entsprechen. In Regionen mit mehreren Kliniken, von denen keine diese Qualitätsanforderungen erfüllt, müsse entschieden werden, welche Einrichtung zu einem solchen Zentrum entwickelt werden.

Diese Vorgehensweise „würde zu einer Reduzierung stationärer geburtshilflicher Einrichtungen führen“, erwartet die Kammer. „Diese Entwicklung wäre für Thüringen aus Sicht der ärztlichen Qualitätssicherung unbedenklich.“

„Kompetenzverbund“ und Telemedizin

Allerdings dürfte sie in der Bevölkerung unpopulär sein. Deshalb hält die Kammer begleitende Maßnahmen für erforderlich. Sie schlägt einen perinatal-medizinischen Kompetenzverbund aus Geburtskliniken unterschiedlicher Level, niedergelassenen Frauenärzten sowie Hebammenzentren vor.

Letztere sollen wohnortnah die vor- und nachgeburtliche Versorgung übernehmen, wobei sie sich telemedizinisch mit den Fachärzten der zugeordneten Geburtsklinik verständigen könnten.

Ihre Empfehlungen hat die Kammer an das Thüringer Gesundheitsministerium gerichtet, das für die Krankenhausplanung verantwortlich ist. Ohne eine vom Land gesteuerte und begleitete Zentralisierung drohen aus Sicht der Landesärztekammer weitere unkontrollierte Schließungen von Geburtskliniken. (zei)

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Kommentare
Andreas Hoffmann 13.03.202511:23 Uhr

Ein Schritt in die richtige Richtung, zweifellos, aber leider trauen sich die Funktionäre wieder einmal nicht, die möglichen Alternativen zur Entbindung in der Klinik offen anzusprechen! Nicht jede Schwangerschaft ist eine Risikoschwangerschaft, nicht jede Geburt eine Risikogeburt. Braucht es wirklich eine medizinische Maximalversorgung für jeden Fall des natürlichen Vorgangs Geburt? Wo ist die Evidenz?

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