Kooperation
Ärztenetz ebnet den Weg in die Niederlassung
Praxisnetze können mehr als den Austausch unter Ärzten fördern und Behandlungspfade formulieren: Das Wormser Gesundheitsnetz etwa übernimmt für eine Gemeinschaftspraxis die Administration und sorgt so dafür, dass die Niederlassung attraktiver wird.
Veröffentlicht:WORMS. Auf 200 Quadratmetern eröffneten Anfang dieses Jahres die beiden Hausärztinnen Ursula Jatzek und Dr. Claudia Dupuis ihre Gemeinschaftspraxis. Die "Ärztegemeinschaft Liebenauerfeld" residiert in einem neuen Ärztehaus in der Wormser Innenstadt.
Einen Vorgänger stellten sie an, damit die Arbeit auf mehreren Schultern verteilt wird. Aber: Nicht die beiden Praxisinhaberinnen, sondern die im gleichen Haus ansässige Geschäftsstelle des Wormser Gesundheitsnetzes (WoGe) hat die Praxisübernahme gemanagt.
"Wir haben die Räume gemietet und bieten den Ärzten die Rahmenbedingungen, damit sie sich auf die Medizin konzentrieren können", sagt Netz-Geschäftsführerin Birgit Sattler im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Netz tritt als Dienstleister auf
Das Netz tritt in diesem Konzept als Dienstleister für die Ärzte auf: Es stellt Personal ein, führt die Mitarbeitergespräche, kümmert sich um Abrechnung, Organisation aber auch die Expansion. Demnächst wird eine Pädiaterin die Allianz erweitern.
Auch ein Arbeitsmediziner soll das Team ergänzen. Die Organisationsform für diese Kooperation ist eine Praxisgemeinschaft. Für weitere Fachrichtungen wäre Platz - in dem neuen Ärztehaus können problemlos zusätzliche Flächen gemietet werden.
Auch für andere Praxisstandorte würde die Netz-Geschäftsstelle als Dienstleister auftreten. Das Wormser Gesundheitsnetz will Ärzte nicht nur administrativ entlasten, sondern langfristig die wohnortnahe Versorgung in der Region sichern.
"Worms ist rechnerisch zwar überversorgt, aber viele Ärzte würden gerne ihre Praxis abgeben", erklärt Sattler. Die Bedingungen, unter denen die Praxen übernommen werden könnten, seien jedoch häufig nicht nach dem Geschmack der interessierten Ärzte.
An dieser Stelle setzt das Ärztenetz an: Junge Ärzte wollen Teamwork unter einem Dach, Flexibilität und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Wenn diese Bedürfnisse am Standort nicht zu erfüllen sind, wäre nicht nur die Versorgung, sondern letztendlich auch die Existenz des Netzes gefährdet.
Großer Patientenandrang
Aus dieser Überlegung heraus entstand das Konzept des WoGe-Managements. Formal müssen die Ärzte die Praxen betreiben, das Netz kann ihnen aber als Dienstleister den Boden bereiten und Hemmnisse abbauen, die jüngere Ärzte oft vor der Niederlassung zurückschrecken lassen.
Das WoGe übernimmt deshalb auf Wunsch der Ärzte alles, was neben der diagnostischen und therapeutischen Betreuung in den Praxen anfällt.
Der Patientenandrang in den ersten Wochen nach der Eröffnung der Ärztegemeinschaft Liebenauerfeld zeigte, dass trotz der rechnerischen Überversorgung ein Bedarf für die beiden Vertragsarztsitze besteht.
"Viele Patienten fragten besorgt, ob sie in der Praxis noch angenommen werden", berichtet Sattler.
Dem Wormser Ärztenetz gehören rund 100 Ärzte an, die Hälfte davon sind Hausärzte. Damit die sich auf Wunsch nur noch um Medizin kümmern müssen, würde das Netz-Management am liebsten selbst als Betreiber der Praxen fungieren.