Private Krankenversicherung
Ärztetarife spielen bei der Debeka keine Rolle mehr
Das Angebot spezieller Ärztetarife ist für den PKV-Marktführer Debeka kein Thema mehr. Ärzten bietet der Versicherer seine normalen Vollversicherungen an – bei denen er weiter zulegt.
Veröffentlicht:Koblenz. Der private Krankenversicherer (PKV) Debeka hat sich von dem Plan verabschiedet, im Markt der Ärztetarife mitzumischen. „Dieser Bereich steht nicht in unserem Fokus“, sagte Vorstand Paul Stein bei der Pressekonferenz des Koblenzer Unternehmens. Das Segment erfordere hochspezialisierte Tarife.
Der PKV-Marktführer war Anfang 2010 erstmals mit reinen Ärztetarifen auf den Markt gegangen, der Verkauf ist aber von Anfang an schleppend gelaufen. Gegen die etablierten Anbieter hatte die Debeka wohl keine Chance. Der Versicherer hat zwar auch Ärztinnen und Ärzte als Kunden, ihnen bietet er aber wie anderen Berufsgruppen auch seine normalen Tarife an.
Fast die Hälfte aller Beamten sind bei der Debeka
In der Vollversicherung sind die Beihilfe-Berechtigten mit Abstand die größte Kundengruppe der Debeka. Der Koblenzer Versicherer hat hier einen Marktanteil von 46 Prozent. Er gehört zu den wenigen PKV-Anbietern, die bei den Vollversicherten noch zulegen konnten. In der Branche insgesamt ist ihre Zahl im vergangenen Jahr um 0,16 Prozent weiter gesunken. Die Debeka konnte dagegen mit 0,5 Prozent oder 13.158 Versicherten erneut zulegen. Von ihnen waren rund 12.000 beihilfeberechtigt.
Insgesamt hat die Debeka jetzt 2,5 Millionen Vollversicherte. „Fast 30 Prozent aller Privatversicherten in Deutschland sind damit Debeka-Mitglieder“, betonte der Vorstandsvorsitzende Thomas Brahm.
Gute Wachstumschancen sieht das Unternehmen in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Bei der bKV schließen Arbeitgeber für ihre Belegschaften private Zusatzversicherungen ab. Hier stieg die Zahl der Versicherten 2022 um 14 Prozent auf 146.000.
Strategische Beteiligung an „Wir für Gesundheit“
Der größte Teil des bKV-Geschäfts kommt über die Kooperation mit dem Gesundheitsnetzwerk „Wir für Gesundheit“, an dem die Debeka ihren Anteil vor Kurzem von einem Drittel auf 90 Prozent erhöht hat. An „Wir für Gesundheit“ nehmen mehr als 400 Kliniken und über 1.000 ambulante Leistungserbringer teil. Gemeinsam mit den Klinikketten Helios und Asklepios, den anderen an der Trägergesellschaft beteiligten Partnern, hat die Debeka mit der „PlusCard“ ein bKV-Angebot entwickelt, das den Versicherten bei einer Krankenhausbehandlung den Status von Privatpatienten gibt.
„Die enge Zusammenarbeit zwischen einem Krankenversicherer und einem Gesundheitsnetzwerk ist auf dem deutschen Markt ein Alleinstellungsmerkmal“, betonte Brahm. „Wir sehen in dieser Form der betrieblichen Krankenversicherung ein enorm großes Marktpotenzial.“ Das sei auch der Grund gewesen, aus dem die Debeka ihre strategische Beteiligung an dem Gesundheitsnetzwerk erhöht hat.
„Wir planen, das Angebot für Arbeitgeber in diesem Bereich auszuweiten“, kündigte Vorstand Stein an. Es gebe bereits vielversprechende Gespräche mit Unternehmen. Möglich seien auch weitere gemeinsame Projekte mit Leistungserbringern.
Kooperation mit anderen PKV-Anbietern
Auf Verträge mit Leistungserbringern setzt auch die Kooperation der Debeka mit den Krankenversicherern von Axa, HUK-Coburg und Versicherungskammer Bayern unter dem Namen „Innovatives Versorgungsmanagement“. Die Versicherer handeln gemeinsam Verträge mit Ärzten, Pharmafirmen, Kliniken und anderen aus, um die Versorgung ihrer Kunden zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu senken.
Langfristiges Ziel sei es, den gesamten Weg der Versicherten durch die Versorgung inklusive der Krankenversicherung abzubilden, erläuterte Vorständin Annabritta Biederbick. „Aber das braucht noch etwas Zeit.“
360 Millionen Euro an Corona-Kosten
Um Versicherte mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen, haben die Kooperationspartner Verträge mit spezialisierten Kliniken geschlossen. „Wir wollen auch im ambulanten Sektor aktiv werden“, kündigte Biederbick an. Die Versicherer führten hierzu Verhandlungen mit Therapeuten in Ballungsgebieten. Auch mit Verbänden der Hilfsmittelhersteller laufen Gespräche.
Die Debeka Krankenversicherung kam 2022 auf Beitragseinnahmen von 7,9 Milliarden Euro, das war ein Anstieg um 5,3 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen um 4,8 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Es sei noch zu früh, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Leistungsausgaben abschließend zu beziffern, sagte Brahm. Bis Ende 2022 kam die Debeka auf Corona-Kosten von 360 Millionen Euro.