Praxismanagement
Bei der Standortwahl zählen als erstes die Patienten
Jeder zehnte niedergelassene Arzt kann sich in den nächsten zwei Jahren einen Standortwechsel vorstellen, so der Trend aus einer aktuellen Umfrage. Doch wohin lockt es die Praxisinhaber?
Veröffentlicht:Wiesbaden. Etwa jeder zehnte niedergelassene Arzt erwägt in den kommenden 24 Monaten einen Praxisumzug. Dies geht aus einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter etwas mehr als 200 Teilnehmern hervor. Die Umfrage wurde im Auftrag des Vermögensverwalters Commerz Real im Juli 2020 durchgeführt.
Die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Praxisstandortes sind laut Umfrage das Patienten-Einzugsgebiet und die Erreichbarkeit der Praxis (42,8 Prozent der Teilnehmer haben diesen Punkt genannt), der Mietpreis im Verhältnis zur Fläche (32,2 Prozent) eine repräsentative Lage (26,5 Prozent) sowie die Nähe zu anderen medizinischen Einrichtungen (25,9 Prozent). Der absolute Mietpreis (12,4 Prozent) und die Architektur des Gebäudes (15,7 Prozent) werden seltener genannt. 17,6 Prozent der Teilnehmer wünschen sich die Möglichkeit einer flexiblen Flächennutzung.
Die Ergebnisse sind von dem Unternehmen in einer Pressemitteilung teilweise veröffentlicht worden. Die Umfrage liegt der „Ärzte Zeitung“ jedoch komplett vor. Aufgrund der relativ niedrigen Teilnehmerzahl wird bei allen Umfrageergebnissen jeweils ein möglicher Stichprobenfehler von zehn Prozent und mehr angegeben, die Aussagen sind also eher als Trend zu sehen.
Auch danach, ob bei der Standortwahl der Umzug in ein Shopping-Center eine grundsätzlich denkbare Option darstellen könnte, wurden die Teilnehmer gefragt. Die Antwort: 44,2 Prozent der Umfrage-Teilnehmer könnten sich dies vorstellen, während 49,9 Prozent einem solchen Standort ablehnend gegenüberstehen.
Praxis-Standort im Shopping-Center? Erreichbarkeit stimmt
Jens Böhnlein, Global Head of Asset Management bei Commerz Real, sieht im Ergebnis der Umfrage eine Bestätigung der Strategie des Unternehmens, Ärzte und andere Gesundheitsdienstleister als Mieter für Shopping-Center zu gewinnen.
Es gebe auch durchaus gute Argumente für Ärzte, sich in Shopping-Centern nieder zu lassen, meint Böhnlein: Geschäftshäuser, insbesondere Shopping Center seien in der Regel sehr gut erreichbar, verfügten meist über ergänzende Dienstleistungen, wie zum Beispiel Apotheke sowie Reform- und Sanitätshaus und böten gute Parkmöglichkeiten.
Zudem könnten sich Patienten gut im Center bewegen, in der Regel über Rolltreppen und Aufzüge. Hinzu komme ein hohes Maß an Sicherheit sowie eine gute Aufenthaltsqualität. Für den Praxisinhaber sei zudem die hohe Variabilität in der Flächengestaltung nicht zu unterschätzen.
Bisher gebe es allerdings nur in geringem Umfang oder vereinzelt MVZ oder Arztpraxen an solchen Standorten, so Böhnlein gegenüber der „Ärzte Zeitung“. Es gebe bereits Ärztehäuser oder auch Ärztezentren, die aber oft verkehrstechnisch nicht so gut angebunden seien und auch wenig Parkmöglichkeiten böten.
Mehrheit ist zufrieden am Standort
Für einen Arzt, der einen Umzug über eine Neugründung überlege, kommt es laut Böhnlein zuerst einmal auf die Lage und die Kriterien gute Erreichbarkeit, Parkmöglichkeiten, Sicherheit, Verfügbarkeit ergänzender Dienstleistungen an, um einzuschätzen, ob der Standort geeignet sei und zur Ausrichtung der Praxis passe.
Aber so schlecht fühlen sich die meisten Ärzte dann doch nicht an ihrem angestammten Standort: Immerhin 71 Prozent der Teilnehmer sind laut Umfrage sehr oder eher zufrieden damit, nur gut zehn Prozent sind sehr unzufrieden. (syc/ger)