CeBIT
Big-Data-Anwendungen sollen Ärzte unterstützen
Bis Freitag läuft die CeBIT in Hannover. Zu sehen gibt es auch neue Trends und Anwendungen aus dem Gesundheitswesen. Ein zentrales Thema ist "Big Data", das Ärzten bei Therapieentscheidungen helfen soll.
Veröffentlicht:HANNOVER. Die Technologiemesse CeBIT hat am Montag ihre Pforten geöffnet. Auf die Besucher warten bis 18. März auch spannende Neuentwicklungen aus dem Gesundheitsbereich, die teilweise aus der Nähe angeschaut und ausprobiert werden können.
Einer der Kerntrends im Gesundheitssektor ist "Big Data", sprich die Auswertung großer Mengen an Gesundheitsdaten.
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) präsentiert beispielsweise mehrere E-Health-Projekte, die den Nutzen der Arbeit mit den Datenmassen demonstrieren sollen.
Eines erfasst dem HPI zufolge alle Risikofaktoren für Herzschwäche, um die Versorgung zu verbessern. Das System zeigt, wie "die Echtzeit-Analyse starker Daten schwachen Herzen helfen kann", teilt das Institut mit.
Ein wichtiges Ziel, welches das Projekt verfolge, sei es, Ärzte nicht nur dabei zu unterstützen, die Risikofaktoren für chronische Herzinsuffizienz zu erfassen, sondern erstmals eine ganzheitliche Bewertung zu ermöglichen. Das könne etwa dabei helfen, Therapieentscheidungen auf besserer Datengrundlage zu fällen.
"Die beteiligten Projektpartner können künftig Herzversagen aus verschiedenen Blickwinkeln bewerten und standortübergreifend zusammenarbeiten", erläutert Projektleiter Dr. Matthieu-P. Schapranow.
Flexibles Terminal für E-Card
Außerdem sind Apps und Wearables ein großes Thema auf der Messe in Hannover. Besucher erwarten unter anderem Computerspiele gegen Demenz, Apps gegen Tinnitus und schlaue Kontaktlinsen gegen Diabetes. Auf Diskussionsveranstaltungen wird das Potenzial neuer Techniken abgewogen, das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren umzukrempeln.
Interessant für Ärzte dürften auch die Produkte seien, die mit der neuen E-Card arbeiten. So stellt Hersteller Cherry etwa ein flexibles Terminal für die neue Gesundheitskarte vor, das zuverlässig sowie anpassungsfähig sei und mit einem geringen Stromverbrauch punkten könne.
Klar wird auf der Messe, dass die Digitalisierung erste Umwälzungen in der deutschen Wirtschaft auslöst. Vier von zehn Unternehmen brachten im Zuge des Wandels neue Produkte oder Dienste auf den Markt, und 57 Prozent passten bestehende Angebote an, erklärte der Branchenverband Bitkom am Montag auf der IT-Messe.
"Die Digitalisierung der Wirtschaft nimmt Fahrt auf", sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. Fast zwei Drittel der gut 500 befragten Unternehmen aller Branchen gaben an, dass sich als Folge der Digitalisierung ihr Geschäftsmodell verändert.
"79 Prozent aller deutschen Unternehmen wollen noch in diesem Jahr einen hohen Digitalisierungsgrad erreichen", sagte Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges. Zur Digitalisierung gehören etwa die Vernetzung von Maschinen und Alltagsgegenständen, die Auswertung ihrer Daten und daraus entstehende neue Geschäftsmodelle.
Leistungsfähigere digitale Netze gefordert
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte auf der CeBIT von der Bundesregierung deutlichere Impulse für den Ausbau leistungsfähiger digitaler Netze. Es sei "Gefahr im Verzug", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. "Unser Land ist von einer hochleistungsfähigen digitalen Infrastruktur weit entfernt."
Der Standort Deutschland liege derzeit "abgeschlagen hinter führenden Industriestaaten lediglich im Mittelfeld".Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel gab zu, dass Deutschland sich beim Thema Big Data "an manchen Stellen noch schwerer als andere Länder" tue und aufholen müsse.
Wer heute gute Maschinen oder gute Autos herstellen könne, aber "nicht in ausreichender Weise den Zugang zum Kunden" bekomme, werde morgen nicht mehr "Hauptteil der Wertschöpfung" sein. Die Bundesregierung achte darauf - auch im Zusammenhang mit der Digitalen Agenda, erklärt Merkel.
Sie weist auf das Technologie-Förderprogramm Smart Data hin, mit dem der Bund die Industrie unterstützt. Aber natürlich, so die Bundeskanzlerin, müssten "die Hauptinitiativen von den Herstellern" ausgehen.
Merkel sprach von einem Wettlauf zwischen den großen Internetunternehmen und den "World Champions" in der Herstellung konkreter Produkte, etwa in der Medizintechnik oder im Maschinenbau.
"Und deshalb müssen wir uns sputen", sagt die Bundeskanzlerin. Auf die Frage, ob die Digitale Agenda zu spät gekommen sei, antwortet sie: "Das würde ich nicht sagen. Aber die Zeit drängt."
Noch zu wenig Glasfaser
Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von elf Megabit pro Sekunde surfe man in Deutschland gerade halb so schnell wie in Südkorea, betonte Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. "Deutschlands digitale Zukunft wird nicht auf dem Kupferdraht entschieden, sondern mit der gigabitschnellen Glasfaser."
Deutlich mehr Unternehmen in Deutschland lagern IT-Projekte aus, weil sie keine passenden Fachleute dafür finden. In einer Umfrage des Branchenverbandes VDI gaben in diesem Jahr gut 52 Prozent das Outsourcing als Lösung für das Problem an. In der Vorjahresumfrage lag der Anteil noch knapp unter 40 Prozent. (mh mit Material von dpa)