Biotechnologie

Branche sieht Börse und Staat in der Pflicht

Bei einem Gedankenaustausch haben Vertreter der Biotechnologiefirmen Politikern die Leviten gelesen.

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BERLIN/JENA. Die deutsche Biotechnologiebranche wünscht sich mehr staatliche Fördermaßnahmen sowie eine eigene Start-up-Plattform an der Börse. Das sind zwei zentrale Anliegen, die Vertreter der Branche im Gespräch mit Vertretern des Bundestages vor Kurzem bei einem vom Branchenverband BIO Deutschland in Kooperation mit dem Arbeitskreis der BioRegionen organisierten Parlamentarischen Abend in Berlin und einer anschließenden regionalen Frühstücksrunde in Jena erörterten.

Von Seiten der Politik beteiligten sich laut BIO Deutschland Vertreter der CDU, SPD und Linkspartei.

Eugen Ermantraut, Vorstand der Blink AG, habe ein grundsätzliches Umdenken bei der Förderung des Bundes gefordert: "Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für Hochrisiko-Investitionen im Biotech- und Medizintechnik-Sektor müssen verbessert werden. Start-ups wäre beispielsweise schon viel geholfen, wenn steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Privatinvestitionen" geschaffen würden.

Steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung?

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat in ihrem im Februar erschienenen Gutachten den Beitrag von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu Forschung und Innovation als ein Kernthema identifiziert. Die Gutachter empfehlen die Einführung einer steuerlichen Förderung für Forschung und Entwicklung (FuE) unter besonderer Beachtung der Belange der KMU.

Des Weiteren forderte Ermantraut, dass "Exit-Kanäle, wie sie mit dem ‚Neuen Markt‘ einmal bestanden haben, wieder eröffnet werden." Die Branche verweist gerne auf die USA. Dort können sich Start-ups regelmäßig problemlos über einen Börsengang benötigtes Kapital besorgen und dann weiter in den Unternehmenserfolg investieren.

Hierzulande stünde früher oder später nur der Verkauf – nicht selten an Investoren aus dem Ausland – als Option an. Die Deutsche Börse hatte in der Vergangenheit eine modifizierte Neuauflage des – gescheiterten – Neuen Marktes abgelehnt.

Flexiblere Zulassungsverfahren, weniger Bürokratie

Zudem wünsche sich die Branche eine Flexibilisierung der Zulassungsverfahren und einen Abbau der überbordenden Bürokratie: "Selbst Firmen, die eine Idee bis zum ersten Machbarkeitsnachweis entwickelt haben, kann die anschließende aufwändige und kostspielige Zulassungsphase ein ernstzunehmendes und zum Teil auch unüberwindbares Hindernis darstellen", so Klaus Schindlbeck, Geschäftsführer der Alere Technologies.

Lebensrettende Technologien und Arzneien kämen so oft erst bis zu zehn Jahre nach dem ersten Nachweis auf den Markt – Zeit, in der nicht nur der Wissensvorsprung der forschenden Unternehmen geschmolzen sein könne, sondern auch die Hilfe für viele Patienten zu spät komme. (maw)

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