Digitalisierung

Deutschland bei DiGA-Verordnung führend, bei Gesundheitswissen hintendran

Der E-Health-Monitor des Beratungsunternehmens McKinsey stellt der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens ein gemischtes Zeugnis aus.

Von Kathrin Handschuh Veröffentlicht:
24 zugelassene DiGA können Ärzte mittlerweile verordnen. Das Zulassungsverfahren durch das BfArM findet weltweit Beachtung.

24 zugelassene DiGA können Ärzte mittlerweile verordnen. Das Zulassungsverfahren durch das BfArM findet weltweit Beachtung.

© Marco VDM / Getty Images / iStock

Berlin. DiGA top, Gesundheitskompetenz flop: Der „E-Health-Monitor 2021“ des Beratungsunternehmen McKinsey, der am Donnerstag präsentiert wurde, stellt Deutschlands Weg in ein digitales Gesundheitssystem ein durchwachsenes Zeugnis aus. Während die Bundesrepublik bei der Zulassung und Erstattung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) weltweit Vorreiter sei , gibt es laut Report vor allem bei der der Gesundheitskompetenz der Deutschen und bei der Fernbetreuung von Patienten noch deutlich Luft nach oben. Erst kürzlich hatte eine WHO-Studie ergeben, dass die Deutschen in puncto Gesundheitswissen anderen europäischen Nationen kräftig hinterherhinken.

McKinsey hat für den Report den Status quo anhand verschiedener Indikatoren und Dimensionen des Gesundheitssystems analysiert. Besonderen Fokus legten die Autoren Laura Richter und Tobias Silberzahn in diesem Jahr auf digitale Gesundheitslösungen, dafür wurden systematisch Erhebungen zu DiGA und Gesundheits-Apps gescreent. DiGA sind aus ihrer Sicht eine echte Erfolgsstory: Vor allem der Freigabe-Prozess durch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sei international führend. 24 verordnungsfähige DiGA sind dort inzwischen gelistet. Besonders Länder wie Frankreich und Belgien schauten auf das deutsche Modell.

Nachholpotenzial bei der Kommunikation

Aber: Bis Juli dieses Jahres wurden nur 183.000 Downloads von neun DiGA durch die Nutzer registriert. Zum Vergleich: Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK gab es im Jahr 2020 685 Millionen Verordnungen von Fertigarzneimitteln. „Die Skalierung braucht noch Zeit“, betont Silberzahn, für Gesundheitsthemen zuständiger Partner bei McKinsey.

Dabei seien mehr als die Hälfte der Bürger durchaus aufgeschlossen gegenüber digitalen Gesundheitsangeboten. Das zeigt sich vor allem darin, dass die Zahl der Videosprechstunden in 2020 um das 900-fache auf 2,7 Millionen gestiegen ist. Die behandelnden Ärzte sind kritischer: Fast die Hälfte befürchtet dadurch eine Verschlechterung der Arzt-Patienten-Beziehung.

Besonderes Nachholpotenzial attestiert der Monitor den Bereichen Kommunikation und Information. So hätten bis Ende vergangenen Jahres rund 40 Prozent der Versicherten noch nie von der elektronischen Patientenakte (ePA) gehört – und das, obwohl seit dem 1. Januar jeder Versicherte eine ePA bekommen kann. Auch das E-Rezept war im Sommer 2021 noch 63 Prozent der Versicherten unbekannt.

Positives Beispiel Telemedizin

Als positives Beispiel nannten die Autoren die Telemedizin: Über 90 Prozent der Praxen in der hausärztlichen Versorgung seien inzwischen an die Telematikinfrastruktur angeschlossen, heißt es im „E-Health Monitor“. Die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und ambulanten Ärzten erfolge besonders bei den Entlassbriefen aber immer noch zu 95 Prozent analog auf Papier. Das sind sogar noch mal zwei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr.

Der Report ist erstmals als Buch erschienen und umfasst neben Analysen auch Beiträge von 23 Gastautoren wie Gesundheitspolitiker und Hausärzte.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Digitale Gesundheitsanwendungen

DiGA oder doch lieber App?

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!