Medizinstudenten

Ein bisschen mehr Lust aufs Landarzt-Leben

Fast jeder dritte Medizinstudent kann sich eine Zukunft als Hausarzt vorstellen - aufs Land wollen die meisten jedoch nicht. Aber die Unlust nimmt langsam ab.

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Alles angehende Landärzte - vielleicht.

Alles angehende Landärzte - vielleicht.

© Waltraud Grubitzsch / dpa

BERLIN. Die Allgemeinmedizin gewinnt bei den Medizinstudierenden an Boden. 34,5 Prozent der angehenden Mediziner interessieren sich auch für Allgemeinmedizin. Das sind 5,2 Prozent mehr als noch 2010.

Und nur die Facharztausbildungen im Bereich der Inneren Medizin stoßen auf mehr Interesse (45,6 Prozent). Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Universität Trier an den Fakultäten im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

An der Befragung nahmen 11.462 Medizinstudenten teil - das sind etwa 13,5 Prozent aller Medizinstudenten in Deutschland, wie es bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Montag in Berlin hieß. Etwa 10.000 Absolventen gibt es jedes Jahr hierzulande.

Die Medizineleven, darunter inzwischen mehrheitlich Frauen (64,5 Prozent), wollen demnach kurativ auf dem neuesten Stand der Wissenschaft arbeiten (94,7 Prozent). Ihr ärztlicher Job sollte abwechslungsreich sein (92,5 Prozent).

Familie und Freizeit genießen für sie einen überragenden Stellenwert (94,7 Prozent). Deutlich mehr als die Hälfte (63,6 Prozent) stellt sich den Arbeitsalltag als Teamarbeit vor, berichtete Studienleiter Professor Rüdiger Jacob.

Jedoch nur 10,2 Prozent hätten sich zum Befragungszeitpunkt direkt für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entschieden, hieß es. Wenn aber alle Rekrutierungspotenziale ausgeschöpft werden könnten, ließe sich der zukünftige Bedarf an Allgemeinmedizinern möglicherweise decken, sagte Jacob.

Saarland und Deutschlands Osten für die Medizinstudenten unattraktiv

Nach wie vor stößt der Job des Landarztes unter den Studenten nicht auf allzu große Begeisterung - aber es zeichnet sich ein leichter Aufwärtstrend ab. Konnten sich 2010 noch 54 Prozent nicht vorstellen, eine Praxis in einem Ort unter 2000 Einwohnern zu betreiben, sind es aktuell nur noch 46,4 Prozent.

Was eine Zukunft als Hausarzt in Gemeinden mit einer Einwohnerzahl zwischen 2000 und 5000 anbelangt, hatten vor vier Jahren 46 Prozent der Befragten angegeben, dass das für sie nicht infrage komme - jetzt sind es 39,4 Prozent.

Besonders unattraktiv als Arbeitsstandorte sind für die befragten Studenten das Saarland (19 Prozent) und die neuen Bundesländer Sachsen-Anhalt (17 Prozent), Brandenburg, Thüringen (je 21 Prozent) sowie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen (je 24 Prozent.

Umgekehrt möchte eine Mehrheit am liebsten in Hamburg (63 Prozent), Baden-Württemberg (59 Prozent), Bayern (57 Prozent) oder Nordrhein-Westfalen (52 Prozent) und Berlin (49 Prozent) arbeiten.

Die höchste Präferenz mit 84,5 Prozent genießen dabei jeweils die Heimatbundesländer. Ins Ausland zieht es schon 15 Prozent weniger Studierende als noch 2010.

Gassen: Zeit umzudenken!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte zum Umdenken auf. Die guten Verdienstmöglichkeiten reichten wohl nicht aus, um mehr Interesse für den Landarztberuf zu wecken.

In vielen der kleinen Dorfgemeinschaften gebe es keine Apotheke, keinen Tante Emma-Laden und keine Bäckerei mehr. "Ist es dann sinnvoll, die Illusion aufrecht erhalten zu wollen, es müsse in jedem Dorf einen Landarzt geben?" fragte Gassen.

"Einen kleinen Lichtblick, aber keine Entwarnung", sah KBV-Vorstand Regina Feldmann in den Ergebnissen der Umfrage. Im Studium müsse sich Einiges ändern. Vor allem der häufige Wechsel der Weiterbildungsstätten in der Allgemeinmedizin müsse angegangen werden. Das Niveau der Ausbildung in den Ländern müsse sich angleichen.

Vorbild könne die strukturierte Weiterbildung sein, wie sie bereits in Baden-Württemberg angeboten werde. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) werde die Ergebnisse der Befragung nutzen, um die Ausbildungskonzepte der Universitäten auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen, kündigte MFT-Generalsekretär Dr. Volker Hildebrandt an.

Die Darstellung der Universitäten sei entscheidend dafür, welche Richtung ein junger Mediziner einschlage, sagte Christian Kraef, Vorstand der Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschlands. Lehrstühle für Algemeinmedizin an jeder Uni und eine longitudinale Einbindung des Faches ins Curriculum müssten die Ausgangsbasis sein. (af/ths)

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Kommentare
Dr. Hartmut Rodina 02.09.201406:31 Uhr

Zu wenig Landärzte?

Seit nun 21 Jahren Arbeit unter Budget- und Regressdruck? Das weiß inzwischen jeder Medizinstudent. Aber noch pfeifen es nicht die Spatzen von den Dächern der Politiker! Direktabrechnung in Euro für die Ärzte und moderate Zuzahlung für die Patienten wären ehrlicher.

Rudolf Hege 01.09.201413:42 Uhr

Wen wundert es?

Da hat man sich durch jahrelange Selektion (1er-Abi) und Physikum Medizinwissenschaftler herangezogen - und nun wundert man sich, dass die mehrheitlich keine Lust haben, sich anzuhören, wo Frau Müller oder Herrn Meier der Schuh drückt. Und das womöglich auch noch am Wochenende...

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