Umgang mit Forschungsdaten

Ethikrats-Chefin Buyx: Gesundheitsdaten mehr für Gemeinwohl nutzen

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Alena Buyx setzt sich für mehr Ausgleich zwischen Datenschutz und dem Nutzen für die Allgemeinheit ein. Zustimmung gibt es von Juristen und Verbänden.

Veröffentlicht:
Alena Buyx ist Vorsitzende des Deutschen Ethikrates.

Alena Buyx ist Vorsitzende des Deutschen Ethikrates.

© Wolfgang Kumm/picture alliance

Berlin. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, wünscht sich eine neue Balance zwischen Chancen und Risiken bei der Nutzung von Gesundheitsdaten. Es brauche einen Ausgleich zwischen dem Schutz hochsensibler Daten und ihrer Nutzung zum Wohl der Allgemeinheit, sagte Buyx am Mittwoch in Berlin bei einem Forum zu Patientenorientierter Datennutzung. Datenschutz müsse dafür Teil von Lebens- und Gesundheitsschutz sein.

Nach Worten der Frankfurter Juristin und Datenschutzexpertin Anne Riechert erlaubt die Europäische Datenschutzgrundverordnung den EU-Mitgliedstaaten eine weite Befugnis zur Gestaltung. So könnten sie auch die Nutzung von Daten für öffentliche Gesundheits- und Forschungsinteressen selbst regeln.

Aufbau von „Entscheidungskorridoren“

Dirk Lanzerath vom Deutschen Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften empfahl "Entscheidungskorridore" für den Umgang mit Gesundheitsdaten. Je sensibler und diskriminierungsanfälliger solche Daten seien, desto strikter müssten die Sicherheitsmechanismen sein.

Lesen sie auch

Ferner könnten Unterschiede etwa bei der Bereitschaft, diese Daten zu teilen, oder bei der Erhebung von Daten aus der Behandlung oder von Probanden berücksichtigt werden. Bei einer individuellen informierten Zustimmung komme es esentlich auf persönliches Vertrauen in den Arzt oder Forscher sowie in das Sicherheitssystem an.

Datenschutzbeauftragter fordert Forschungsdatengesetz

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber beklagte, dass Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen weit zurückliege; so etwa in der Infrastruktur oder bei der elektronischen Patientenakte. Auch fehle ein Forschungsdatengesetz. Kelber sprach sich für eine bessere Nutzung von Daten zu Forschungszwecken aus. Das sei möglich - zumal es beim Datenschutz ständig um einen Ausgleich von Grundrechten gehe.

Die Abteilungsleiterin Digitalisierung und Innovation im Bundesgesundheitsministerium, Susanne Ozegowski, kritisierte ebenfalls, dass Forschung in Deutschland weithin nur mit ausländischen Gesundheitsdaten möglich sei. Man arbeite daher an einer Gesundheitsdaten-Infrastruktur für Forschungszwecke, die auch private Forschung umfassen soll. (kna)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ermessensspielraum eingeräumt

Lauterbach: Schutz des Kindes geht vor Befüllungspflicht der ePA

Kritische Stimmen zur ePA

Elektronische Patientenakte: Wo die Schwachstellen sind

Manifest zur ePA

Warum die elektronische Patientenakte nicht zu retten ist

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Dr. Andreas Rahn 23.03.202313:14 Uhr

"Gesundheitsdaten mehr für Gemeinwohl nutzen": Es sollte unbestritten sein, dass der eigentliche und primäre Nutzungszweck der Gesundheitsdaten im Hinblick auf das Individuum zu sehen ist.
Unabhängig von der Frage, wem individuelle Daten "gehören", muss die Frage gestellt werden, ob es bei der gegenwärtigen Diskussion in erster Linie um das Gemeinwohl geht oder um Geschäftsmodelle mit Gesundheitsdaten (!), die bestimmte Big Player im Auge haben. Im Sinne dieser wäre es wohl sicherlich, wenn die Frontakteure im Gesundheitswesen dann auch per Gesetz verpflichtet werden, die Daten zu liefern (am besten kostenlos).

Sonderberichte zum Thema
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Viele gesunde Lebnesmittel, darunter Gemüse, Lachs und Sesam, liegen auf einem Tisch.

© aamulya / stock.adobe.com

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Moderne Grafik eines Gehirns und eines Darms nebeneinander. Der Hintergrund ist mehrfarbig.

© KI-generiert watz / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Ein Modell eines Herzens steht auf einem Tisch.

© Jonima / stock.adobe.com (Generi

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg