Dank niedriger Inflation
Festgeldkonten locken
Trotz des aktuellen Zinstiefs lassen sich mit Festgeldanlagen inzwischen wieder attraktive Renditen erzielen. Der Grund: die Inflationsrate ist noch geringer als die Erträge von Termineinlagen. Etwa 1,7 Prozent Ertrag sind derzeit drin.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ausbruch der Finanzkrise die Leitzinsen immer weiter senkte, schrumpften auch die Renditen von Festgeldkonten kontinuierlich zusammen.
Gerade noch 0,38 Prozent beträgt der durchschnittliche Zinssatz für einjährige Termineinlagen, hat das Verbraucherfinanzportal Biallo ermittelt.
"Wenn Banken sich quasi kostenlos bei der EZB refinanzieren können, gibt es für sie keinen Grund, Kunden hohe Zinsen zu zahlen, um deren Kapital anzulocken", sagt Biallo-Anlageexperte Wolfgang Thomas Walter.
Allerdings haben nicht alle Institute direkten Zugang zum billigen Geld der Zentralbank. Deshalb bieten manche Banken weiterhin Zinsen von zum Teil mehr als zwei Prozent auf Tages- und Festgeldanlagen.
Im historischen Vergleich erscheint dieser Ertrag gering. Schließlich warfen Festgeldkonten 2008 im Schnitt eine Rendite von mehr als vier Prozent ab.
Nicht nur die Zinsen zählen
Doch entscheidend für die effektive Rendite sind nicht nur die Zinsen, die Banken zahlen. "Dem Zinsertrag muss die Inflationsrate gegenübergestellt werden", sagt Walter. "Denn die Teuerung frisst einen Teil der Rendite auf, weil das angelegte Kapital über die Zeit an Kaufkraft verliert."
Vor diesem Hintergrund sind Zinserträge von zwei Prozent und mehr gar nicht so niedrig. Denn die Inflation ist derzeit minimal. Im Februar lag die Teuerungsrate bei nur 0,1 Prozent, im März waren es knapp 0,3 Prozent. "Bei einem Zinsertrag von zwei Prozent beträgt die effektive Rendite somit 1,7 Prozent", sagt Walter.
Das ist mehr als Anleger 2011 mit Festgeld erzielen konnten. Damals lag die Inflationsrate mit 1,1 Prozent nur 0,3 Prozent unter dem Durchschnittszinssatz der Festgeldkonten von 1,4 Prozent. "In Relation zur Teuerung können Anleger heute mit Festgeldanlagen mehr verdienen als vor drei Jahren", sagt Walter.
Bei den Termineinlagen verpflichten sich Anleger, ihr Kapital für einen festgelegten Zeitraum zwischen sechs Monaten und bis zu fünf Jahren bei einer Bank anzulegen. Die Zinssätze fallen dabei umso höher aus, je länger die Laufzeit der Festgeldanlage ist.
Zu den Topanbietern zählen die tschechische J&T Banka und die österreichische Sberbank, die für einjährige Termineinlagen von 20.000 Euro aktuell 2,2 Prozent bieten. Knapp dahinter liegen die österreichischen Geldhäuser VTB und DenizBank mit Zinssätzen von 2,1 und 1,9 Prozent.
Beste deutsche Bank ist gegenwärtig die deutsche Tochter der türkischen Ziraat Bank, die der hiesigen Einlagensicherung unterliegt, durch die Beträge von bis zu 100.000 Euro im Fall einer Insolvenz der Bank geschützt sind.
Zwar sind auch bei österreichischen und tschechischen Banken Kapitaleinlagen von bis zu 100.000 Euro durch die Einlagensicherung der jeweiligen Länder abgedeckt.
"Allerdings sind die Einlagensicherungen nur eine Garantieerklärung der jeweiligen Staaten, die nicht mit Sicherheiten hinterlegt sind", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
"Im Fall einer Insolvenz der Bank müssten die Regierungen mit dem Geld der Steuerzahler die Sparer entschädigen."
Wie solide ist der Staat?
Anleger sollten deshalb nicht nur auf die Zinssätze der Festgeldkonten schauen, sondern "sich auch die Frage stellen, wie solide der Staat ist, der hinter der Einlagensicherung steht", empfiehlt Finanzexperte Nauhauser. Die Spitzenstellung habe dabei innerhalb Europas Deutschland inne.
Nauhauser: "Deutschland wird von Profiinvestoren als so solide eingeschätzt, dass sie bei Bundesanleihen quasi auf Zinsen verzichten". Deutsche Staatsanleihen sind Investoren so gefragt, dass Berlin jüngst neue Papiere mit zehnjähriger Laufzeit zu einem Zinssatz von 0,088 Prozent begeben konnte.
Anleger, die ganz auf Nummer sicher gehen wollen, könnten ihr Kapital auf Festgeldkonten bei verschiedenen Banken mit attraktiven Konditionen verteilen, sagt Biallo-Experte Walter.
"Dadurch schmälern sie ihr Risiko ohne große Abschläge bei der Rendite machen zu müssen."