Altersvorsorge
Fondsgebundene Lebenspolicen können zur Falle werden
Anlage und Lebensversicherung zugleich – das Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen wächst. Doch die Riester-Alternative hat auch durchaus ihre Tücken, warnen Verbraucherschützer.
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Vor dem Abschluss fondsgebundener Policen sollten Kunden unbedingt Angebote vergleichen.
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Köln. Die Zinsen sind nach wie vor im Keller, klassische Lebensversicherungen werfen so gut wie keine Rendite mehr ab und werden auch immer weniger angeboten, die einst von Versicherern und Verbraucherschützern hochgelobte Riester-Rente steht kurz vor dem Aus. Als Alternative werben viele Versicherer mit fondsgebundenen Lebenspolicen.
Diese Verträge könnten eigentlich das Beste aus beiden Welten sein, sie verbinden die Anlage in Aktien oder anderen Wertpapieren mit Versicherungsschutz. Damit bieten sie mehr Renditechancen als eine klassische Lebensversicherung, die vor allem in festverzinslichen Papieren wie Staatsanleihen und Unternehmensanleihen investiert und nur wenig Aktien hält.
Allerdings: Die Realität sieht meistens anders aus. Fondsgebundene Policen und ähnliche Angebote sind zwar der Liebling der Versicherungsbranche, sie haben aber aus Sicht von Verbraucherschützern Nachteile. „Die Verbraucher werden in zu geringem Maße an den Kapitalmarkterträgen beteiligt“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
„Bei manchen Verträgen haben sich die Aktien in dem Fonds mit 9 Prozent positiv entwickelt, der Verbraucher erhält aber nur 3 Prozent.“ Es gebe sogar Verträge, bei denen die Rendite der Fonds positiv sei, die für den Anleger jedoch negativ. Grund sind die Abschlusskosten, vor allem Provisionen, die der Kunde dem Versicherer schuldet.
Garantieverzinsungen wie bei klassischen Lebensversicherungen sind bei Fondspolicen nicht vorgesehen. Bei den sogenannten kapitalmarktnahen Produkten verkaufen die Versicherer in vielen Fällen zwar auch Garantien, sie beschränken sich aber auf den Erhalt der eingezahlten Beiträge oder auf 80 Prozent davon. Diese Garantien sind teuer für den Verbraucher und mindern die Rendite.
Intransparenz bei Kosten?
Das Geld wird in Fonds angelegt, bei deren Auswahl der Kunde mitreden kann. Bei vielen Verträgen hat er die Möglichkeit, den Fonds zu wechseln, sich also aktiv am Kapitalmarkt zu beteiligen.
Doch die Verbraucherschützer beklagen eine Intransparenz bei den Kosten. So zahlen viele Fondsgesellschaften an Lebensversicherer Provisionen aus, sogenannte Kickbacks. Die hat der Verbraucher mit seinen Beiträgen finanziert– genauso wie die Provisionen, die der Vermittler vom Versicherer erhält. „Der Verbraucher weiß aber nicht, ob er die Kickbacks wieder gutgeschrieben erhält.“
Nauhauser nennt ein Beispiel aus der Beratungspraxis der Verbraucherzentrale. Einem Verbraucher wurde 2004 für seinen 26-jährigen Sohn eine fondsgebundene Rentenversicherung zur Altersvorsorge verkauft. Ohne Garantie, Anlage in 23 verschiedenen Fonds. Der Aktienanteil betrug rund 90 Prozent.
„Nach 16 Jahren hat der Kunde rund 13.000 Euro eingezahlt, der Rückkaufswert betrug zu dem Zeitpunkt 10.600 Euro.“ Die Rendite lag also bei minus 2,9 Prozent. Hauptgrund seien die Abschlusskosten, erläutert Nauhauser.
Auf die Fondspolice kommt es an
Allerdings: Fondsgebundene Police ist nicht gleich fondsgebundene Police, weiß der Verbraucherschützer „Es gibt Fondspolicen, die nicht mit teuren Fonds arbeiten“, sagt er. „Wenn die Kosten minimal sind und die Anlagestrategie passt, kann das sinnvoll sein.“ So argumentiert auch Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft.
„Das Spektrum der fondsgebundenen Policen ist sehr, sehr weit“, sagt er. „Es gibt Policen, die mit ETF bestückt sind, andere arbeiten mit gemanagten Fonds, es gibt welche ohne Garantien und andere mit Garantien.“
Auch die Kostenbasis sei sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund sei das Wichtigste, dass Kunden die Angebote vergleichen, bevor sie einen Vertrag abschließen, findet Schwark.