Krisenwährung
Gold bietet keinen guten Virenschutz
Anders als bei der Finanzkrise ist der Goldpreis nach dem Corona-Crash nicht gestiegen. Denn Investoren erwarten, dass die Wirtschaft nur kurzfristig unter den Ausgangsbeschränkungen leidet und die Börsen sich bald erholen werden.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Gold war bislang in den Augen vieler deutsche Anleger das Wertsicherungsinstrument schlechthin. Das zeigt eine Studie der Berliner Steinbeis-Hochschule.
Demnach haben Bundesbürger vergangenes Jahr nochmals kräftig zugekauft und besitzen inzwischen Goldbarren und -münzen mit einem Gesamtgewicht von mehr als 8900 Tonnen im Wert von mehr als 450 Milliarden Euro – und damit rund zweieinhalbmal so viel wie die Bundesbank. Doch beim Börsencrash in der Corona-Krise haben sich die in das Edelmetall gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt.
Weder ist der Goldpreis durch die Decke gegangen, noch sind die Aktienkurse der Goldminen-Betreiber in die Höhe geschossen. Im Gegenteil: Vom 9. bis zum 19. März hat das lateinisch Aurum genannte Edelmetall 13,6 Prozent an Wert verloren, während der deutsche Aktien-Leitindex Dax in diesen zehn Tagen um 18,9 Prozent gefallen ist.
Der Goldpreis konnte sich zwar etwas berappeln, jedoch den Verlust nicht wettmachen. „Beim Gold lag die Volatilität im März auf dem höchsten Niveau seit 2011“, sagt Simona Stoytchkova, Geschäftsleiterin bei der Brokergesellschaft IG Europe in Frankfurt am Main.
Gold bringt keine Zinsen
Die Aktienkurse kleinerer US-Schürfgesellschaften wie Coeur Mining brachen im März gar um mehr als 30 Prozent ein, während das Papier der kanadischen Barrick Gold, mit einer Jahresförderleistung von rund 200 Tonnen der größte Förderer der Welt, um drei Prozent sank.
Für Uwe Zimmer, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Fundamental Capital in Hennef, ist das nicht überraschend: „Gold ist kein Krisenschutz.“ Weder könnten mit Goldmünzen oder Barren „Brötchen, noch Toilettenpapier gekauft werden“. „Das Edelmetall bringt keine Zinsen, kostet jedoch Geld für die Aufbewahrung in Schließfächern oder Tresoren.“
Während der Finanzkrise von 2009 hingegen hatte Gold die von Anlegern erhoffte Schutzfunktion geliefert. Während die Aktienkurse damals um mehr als 50 Prozent einbrachen, stieg der Aurum-Preis in der Spitze um rund 80 Prozent. Er fiel in den Folgejahren jedoch wieder um mehr als 43 Prozent.
Allerdings sind die Finanzkrise und die gegenwärtige Corona-Krise nicht miteinander vergleichbar. „Der Börsencrash von 2009 war die Folge exzessiver Kreditvergaben von Banken an den Immobilienmärkten in den USA, Großbritannien, Irland und Spanien“, weiß Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum. „Das hat dazu geführt, dass Banken am Ende nicht mehr in der Lage waren, die Realwirtschaft mit Darlehen zu stützen.“
Notenbanken griffen damals massiv ein
Erst massive Eingriffe der Notenbanken rund um den Globus konnten das Finanzsystem wieder stabilisieren. „Bis dahin suchten viele Anleger Schutz im Gold“, sagt der Ökonom.
Das ist diesmal anders: „Auslöser des Corona-Crashs sind zeitlich befristete Ausgangsbeschränkungen zur Abwehr einer Pandemie, die vorübergehend die Wirtschaft lähmt“, so Vornholz.
Um Arbeitnehmer und Unternehmen zu schützen, hätten sämtliche betroffenen Staaten und Zentralbanken Europas, Nordamerikas und Asiens jedoch bereits Konjunkturpakete und Stützungsprogramme auf den Weg gebracht. Das hat dafür gesorgt, dass die Börsen diesmal nicht so stark eingebrochen sind, wie in der Finanzkrise – und Anleger nicht in Gold geflohen sind.
Vornholz: „Die Stabilität des Finanzsystems wurde diesmal nicht infrage gestellt.“ Was Anlageexperte Zimmer bestätigt: „Die Menschen sehen, dass die Versorgung funktioniert und sie mit Euro einkaufen können.“
Börsen erholten sich stets
Das stützt auch die Börsen. „An den Kapitalmärkten wird die Zukunft gehandelt“, sagt Markus Richert, Anlagestratege beim Kölner Vermögensverwalter Portfolio Concept.
Deshalb sind die Kurse bereits kräftig gestiegen als Österreich vor Ostern ankündigte, Ausgangsbeschränkungen sukzessive aufzuheben, damit die Wirtschaft sich wieder entfalten kann. Sowohl der Dax als auch der europäische Leitindex EuroStoxx 50 legten an jenem Tag jeweils mehr als fünf Prozent zu.
Richert: „Bei vergleichbaren Pandemien in der Vergangenheit erholten sich die Börsen stets wieder, sobald die Zahl der Ansteckungen und der Nachrichten darüber den Höhepunkt erreicht hatten.“