Geldanlage
Gold verspricht wieder Renditechancen
Der Goldpreis ist seit fast fünf Jahren auf Talfahrt und die Zahl der Goldfreunde deutlich geschrumpft. Dabei sind die Chancen für einen spürbaren Preisanstieg in diesem und den folgenden Jahren besser, als viele glauben.
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Gold könnte bald wieder Anlegerfantasien beflügeln.
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NEU-ISENBURG. Ende August 2011 erreichte die weltweite Gold-Euphorie ihren Höhepunkt: In jenen heißen Sommertagen kostete eine Feinunze des Edelmetalls über 1900 US-Dollar.
Anleger in Deutschland zahlten damals bis zu 1370 Euro für 31,1 Gramm Gold. Zuvor war der Preis des Edelmetalls fast 13 Jahre lang gestiegen; die Preiskorrekturen dauerten nur mehrere Monate und fielen moderat aus.
Kein Wunder, dass irgendwann alle Welt über Gold sprach und in Großstädten Gold-Automaten gierige Käufer mit ein paar überteuerten Gramm lockten.
Nun, viereinhalb Jahre später und 45 Prozent tiefer (in US-Dollar), ist die Euphorie abgekühlt. Kaum jemand redet von sich aus über Gold. Dabei wissen erfahrene Anlageprofis wie Stephan Witt von der Finum.
Private Finance mit Sitz in Berlin: "Wird es sehr still um ein Investment, kommt die Zeit, über Erst- oder Nachkäufe nachzudenken." Denn Trends beginnen aus einer Phase relativer Stille. Dann aber sind die Chancen auf spürbare Wertsteigerung gut - und bei Gold geht es um nichts anderes als das!
Nachfrage steigt, Angebot sinkt
Der Grund: Anders als bei Aktien und Anleihen ist mit dem Kauf des Edelmetalls kein Anspruch auf die Zahlung von Dividende oder Zins verbunden. Das hat wichtige Konsequenzen: "Zum einen kann nur die Wertsteigerung den Goldkäufern einen Vermögenszuwachs bescheren; zum anderen lässt sich nicht - wie bei Aktien etwa über das Kurs-Gewinn-Verhältnis - feststellen, ob das Edelmetall teuer oder günstig ist", sagt Uwe Zimmer von der Meridio Vermögensverwaltung in Köln.
Analysten müssen daher andere Methoden nutzen, um die Chancen eines Preisanstiegs abzuwägen.
Eine Methode besteht darin, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage abzuschätzen - also zu recherchieren, wie viel Gold weltweit zu welchen Kosten produziert wird und wie sich die Nachfrage von Notenbanken, Schmuckindustrie und Finanzbranche verändert.
Aber: "Solche Prognosen sind nicht sehr zuverlässig - und die tatsächlichen Daten stehen erst im Nachhinein fest, wenn es zu spät ist, um auf dieser Basis zu handeln", so Witt.
Gleichwohl liefern sie gute Hinweise, um zu wissen, wohin die Reise geht. So meldet das World Gold Council (WGC) eine um acht Prozent höhere Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2015. Der Ausstoß der Minen ging in dieser Zeit indes um ein Prozent zurück, sagt die Interessenvertretung der Goldindustrie.
Langfrist-Kursverlauf als Indikator
Bessere Hinweise für Prognosen bietet die Analyse des langfristigen Kursverlaufs: Gold in US-Dollar hat von 1999 bis 2011 gut 660 Prozent gewonnen und seither die Hälfte dieses Zugewinns eingebüßt.
Ein Rückschlag dieser Größenordnung ist in einem starken Aufwärtstrend nicht außergewöhnlich, wie der Rückblick zeigt. Seit der Preisfreigabe durch US-Präsident Nixon im Jahr 1971 hat das Edelmetall bis 2011 fünf starke Aufwärts- und vier starke Abwärtstrends erlebt.
Die Rückschläge dauerten im Mittel gut vier Jahre und reduzierten den Preis im Schnitt um 42 Prozent, so das WGC - der jetzige Rückschlag dürfte also seinem Ende nahe sein.
Hinzu kommt: Der Abwärtstrend, insbesondere bei Gold in Euro, lässt spürbar nach. Das bedeutet, dass immer weniger Verkäufer ihren Bestand loswerden wollen - damit kann schon ein leicht stärkeres Kaufinteresse den Preis nach oben treiben.
So geschehen im vergangenen Jahr: Während Gold in der US-Währung wegen des starken Dollars gut zehn Prozent verlor, beendete Gold in Euro das Jahr mit nur minus 0,1 Prozent, weil der Euro im Verhältnis zum Dollar stark nachgab.
Ob 2016 ein neuer mehrjähriger Aufwärtstrend bei Gold startet, hängt für Uwe Zimmer entscheidend davon ab, wie sich der Dollar entwickelt. "Schwächelt die Weltleitwährung - was nach dem starken Anstieg in 2014 und 2015 gut möglich ist -, könnte die Nachfrage von US-Investoren den Goldpreis stützen", so der Vermögensverwalter.
Zudem haben die Anleihezinsen in den USA neue Tiefstände erreicht, was mittelfristig für wirtschaftliche Probleme spricht und den Zinsverzicht beim Gold erträglicher macht.