Corona-Pandemie
Heißes Eisen Maskenpflicht
Während die Bevölkerung in der Corona-Pandemie zunehmend nach Schutzmasken sucht, ist die Fachwelt besorgt, dass der Ansturm die Sicherheit des medizinischen Personals gefährdet.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. In anderen Ländern gehören Menschen mit Mundschutz in der gegenwärtigen Corona-Pandemie bereits zum Straßenbild. Nun wird auch in Deutschland darüber diskutiert. Die Meinungen über den Nutzen gehen aber auseinander. Klar ist jedoch: Die Ausstattung des medizinischen Personals hat Vorrang.
WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus zeigt sich in einer Rede besorgt über die schnelle Ausbreitung des Virus. Die WHO werde prüfen, ob das Tragen von Mundschutz in der Öffentlichkeit die Ausbreitung des Virus eindämmen kann. Bislang war die Haltung der WHO, dass Mundschutz nur für Kranke sowie Menschen sinnvoll sei, die Kranke pflegen. Die WHO warnte sogar, dass das Tragen von Masken die Menschen in falscher Sicherheit wiegen und verleiten könne, andere Vorsichtsmaßnahmen wie das Händewaschen zu vernachlässigen.
In Deutschland hat die Krisensitzung der Bundesregierung ergeben, dass angesichts des riesigen Bedarfs Schutzmasken für das medizinische Personal unter bestimmten Voraussetzungen ausnahmsweise wiederverwendet werden können. Dazu seien besondere Sicherheitsauflagen einzuhalten, teilten Bundesgesundheits- und -arbeitsministerium mit. Demnach wird ein Verfahren möglich, bei dem Masken einer Person zugeordnet und durch Erhitzen dekontaminiert werden. So könnten Atemschutzmasken mit Filterfunktion bis zu drei Mal wieder verwertet werden.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weist auf die Unterschiede der drei gebräuchlichen Maskentypen und ihren Zweck hin:
- Community-Masken, sprich selbstgenähte Masken für den privaten Gebrauch,
- Medizinische Masken, also DIN-zertifizierte Operations-Masken für den Schutz vor dem Tröpfchenauswurf des Trägers,
- Filtrierende Halbmasken, wie FFP2/FFP3-Masken für den Schutz des Trägers vor festen und flüssigen Aerosolen.
Das BfArM betont, dass es sich bei den Community-Masken „weder um ein Medizinprodukt, noch um persönliche Schutzausrüstung handelt“. Trotz dieser Einschränkungen könnten „geeignete Masken als Kleidungsstücke dazu beitragen, die Geschwindigkeit des Atemstroms oder Tröpfchenauswurfs zu reduzieren und das Bewusstsein für „Social Distancing“ sowie achtsamen Umgang mit sich und anderen sichtbar zu unterstützen“.
Was sagen Studien?
Eine Studie der Universität Cambridge verglich bereits 2013 die Wirksamkeit selbsthergestellter Schutzmasken mit medizinischen (Disaster Med Public Health Prep 2013; 7(4):413-8). Das Ergebnis zeigte, dass beide Masken die Zahl ausgestoßener Partikel reduzierten, wobei die Community-Masken im Mittel nur halb so effektiv waren, wie medizinische. Die Forscher schlossen, dass selbsthergestellte Masken nur als „letztes Mittel zur Verhinderung der Tröpfchenübertragung“ von infizierten Personen betrachtet werden sollte, jedoch sei es „besser als kein Schutz“.
Der Marburger Bund fordert eindringlich, dass die speziellen Schutzmasken dem Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen vorbehalten bleiben. “Es darf nicht sein, dass aus Mangel an adäquater Schutzausrüstung Menschen in ihrer Gesundheit gefährdet werden, die mit ganzer Kraft anderen Menschen helfen wollen“, so Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.
Auch Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt appellierte an die Mitbürger, einfache Schutzmasken zu tragen. „Das Tragen auch von einfachen Masken kann bei der Eindämmung des Corona-Virus sinnvoll sein“. Zugleich mahnte er, nur einfache Masken zu verwenden. „Vor allem Ärzte und Pfleger, die sich um Erkrankte kümmern, brauchen diese (professionellen) Masken, um nicht selbst zu erkranken und zu Überträgern zu werden.“, so Reinhardt.