Kommentar
Hygienemängel im System
Rund 900.000 Klinikinfektionen und 30.000 Tote im Jahr durch Keime meldet die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Die Zahlen klingen ungeheuerlich, sind aber nicht unwahrscheinlich.
Die genannte Zahl der Infektionen liegt auf der Höhe der Werte, die das RKI und das Nationale Referenzzentrum in der Europäischen Prävalenzstudie 2012 für Deutschland veröffentlicht haben. Demnach fängt sich jeder Zwanzigste der im Jahr rund 18 Millionen Klinikpatienten einen Keim.
Jede dritte Infektion sei vermeidbar, sagen Fachleute. Unbestritten ist, dass Tausende der durch Klinikkeime verursachten Todesfälle nicht sein müssten. Die Verantwortlichen einfach in den Klinikverwaltungen zu suchen, wäre zu billig.
Die Ursachen sitzen tief im System. Die Haushälter in der Mehrheit der Bundesländer haben die Einführung des Fallpauschalensystems genutzt, um den Kliniken den Geldhahn für Investitionen zuzudrehen.
Die Folgen sind zu besichtigen: Marode Bausubstanz, zweifelhafte sanitäre Einrichtungen und externe Putzkolonnen, deren Personal nicht weiß, worauf es bei der Klinikhygiene ankommt, sind Realität.
Höchstmögliche Sicherheit in der medizinischen Versorgung gehört zur Daseinsvorsorge. In den bevorstehenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern wird die Hygiene angesprochen werden müssen.
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