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IBM mit E-Rezept-Technologie beauftragt

Zum künftigen Betreiberkreis des E-Rezepts in der Telematikinfrastruktur gehört auch ein Schwesterunternehmen der Versandapotheke DocMorris. Die Apothekerschaft dürfte hinter den Kulissen vor Wut schäumen.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:

Berlin. Die gematik hat dem IT-Unternehmen IBM Deutschland den Zuschlag zur Entwicklung und Betrieb des Fachdienstes E-Rezept erteilt. Die Hard- und Softwarearchitektur zur Verarbeitung digitaler Verordnungen innerhalb der Telematikinfrastruktur war Mitte Mai europaweit ausgeschrieben worden.

Wie die gematik zu Wochenbeginn mitteilte, soll IBM als Betreiber des Fachdienstes „keine Daten auslesen oder einsehen“ können. „Der Quellcode der Implementierung des Fachdienstes und seiner Mechanismen zum Betreiberausschluss wird vor Inbetriebnahme veröffentlicht, ebenso ein Sicherheitsgutachten.“

Benutzeroberfläche des E-Rezepts.

Benutzeroberfläche des E-Rezepts.

© gematik

Mit diesem Hinweis kontert die gematik bereits im Vorfeld denkbare Kritik an unzureichendem Datenschutz, vor allem adressiert an die Apothekerschaft, die das Projekt mit Argusaugen beobachtet. Bereits seit längerem wird in der Branche gemutmaßt, das Berliner IT-Unternehmen eHealth-Tec, eine Tochter des börsennotierten Schweizer Ärzte-Grossisten und Apothekenbetreibers Zur Rose AG, könnte an Aufbau und Betrieb des E-Rezepts beteiligt werden.

Diese Befürchtungen bestätigen sich jetzt. Denn IBM Deutschland ist nur der Kopf eines Bieterkonsortiums auf den E-Rezept Fachdienst, zu dem auch die eHealth-Tec GmbH gehört.

Apotheker hatten selbst Gebot abgegeben

Vorbehalte gegen eHealth-Tec hegen die Apotheker vor allem deshalb, weil es sich um ein Schwesterunternehmen der niederländischen Versandapotheke DocMorris handelt, der man keinesfalls eine entscheidende Rolle bei der digitalen Rezeptabwicklung zubilligen möchte. Allerdings hatte die Branche in Gestalt des in Apothekerbesitz befindlichen Abrechnungsdienstleisters Noventi auch selbst auf den Fachdienst E-Rezept geboten, zusammen mit der Bertelsmann-Tochter Arvato, und geht nun leer aus.

Bis Anfang März kommenden Jahres, so sehen es die Ausschreibungsbedingungen vor, müssen IBM und seine Partner die technische Infrastruktur des E-Rezepts so weit fertig haben, dass ein Testlauf möglich ist. Bis spätestens 1. Juni soll das System von der gematik zugelassen sein und spätestens zum 23. Juni 2021 den Regelbetrieb aufnehmen können.

In einem zweiten Los hatte die gematik auch die Entwicklung und den Betrieb des sogenannten Smartcard-Identity-Provider (IDP) ausgeschrieben, eines Authentifizierungsverfahrens für den Zugriff auf das E-Rezept. Ob auch dieses Los bereits zugeschlagen wurde, ließ die gematik am Montag noch offen.

IBM bereits an etlichen E-Health-Projekten beteiligt

In Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens ist IBM Deutschland längst eine feste Größe, etwa als Technikpartner mehrere Krankenkassen (u.a. TK, Barmer, Knappschaft) bei der Entwicklung elektronischer Gesundheits- und Patientenakten.

Der Zur-Rose-Konzern feilt seit längerem an Konzepten zur digitalen Integration medizinischer Versorgung, in Deutschland zuletzt mit der Übernahme des Müchner Telemed-Anbieters TeleClinic. In der Schweiz bereitet Zur Rose gemeinsam mit der Allianz-Gruppe und weiteren nationalen Krankenversicherern zum 2. Quartal 2021 den Start eines digitalen Gesundheitsportals vor, über das Patienten Zugang zu sämtlichen Leistungserbringern erhalten sollen.

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