IGeL: Kammer pocht aufs Abmahnmonopol

Gynäkologen in Nordrhein-Westfalen sind wegen IGeL ins Visier von Verbraucherschützern geraten. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe reagiert gereizt - und verweist den Verband in die Schranken.

Veröffentlicht:
3, 2, 1, meins: Kammerchef Windhorst reklamiert die Abmahnkompetenz.

3, 2, 1, meins: Kammerchef Windhorst reklamiert die Abmahnkompetenz.

© Reiner Zensen / imago

KÖLN (iss). Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) hat die Abmahnung niedergelassener Frauenärzte durch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisiert.

"Ärzte auf die Einhaltung ihrer Pflichten hinzuweisen ist nicht Aufgabe der Verbraucherzentrale", sagte ÄKWL-Präsident Dr. Theodor Windhorst.

Und: "Die Aufsicht über die ärztliche Berufsausübung ist immer noch ureigene Aufgabe der Ärztekammer."

Die Organisation hatte die Websites von 157 Gynäkologen untersucht. Ihr Augenmerk war dabei auf Werbung für die Sonografie der Eierstöcke als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) gerichtet.

Zehn Frauenärzte hatte die Verbraucherzentrale wegen ihrer Meinung nach irreführender oder Angst machender Werbung abgemahnt.

Dieses Vorgehen zerstöre das Vertrauen zwischen Arzt und Patient und schüre Angst, konstatierte Windhorst.

Die von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlten Selbstzahlerleistungen könnten im individuellen Fall als Diagnostik und Therapie sinnvoll sein, sagte er.

Die niedergelassenen Ärzte müssten sie aber seriös und berufsrechtskonform anbieten. "Ärztinnen und Ärzte sind von ihrem Selbstverständnis her Heiler und Helfer und keine Händler und Kaufleute", verdeutlicht der Kammerpräsident.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 29.05.201216:50 Uhr

Nicht mit Ruhm bekleckert

Sieht nach doppeltem Eigentor aus:
Erstens hüten Ärztekammern zwar ein Berufsrecht, haben für entsprechende Verstöße auch die primäre aber eben nicht die ausschließliche Zuständigkeit. Zweitens agieren Praxen mit sinnvollen IGEL-Angeboten am Rande der Kriminalisierung, weil die schwarzen Schafe ungeschoren bleiben.

Dr. Uwe Wolfgang Popert 25.05.201222:31 Uhr

Dann mal los!

Wenn Herr Dr. Windhorst die Verantwortung bei der LÄK sieht, dann sollte er in Zukunft die Webseiten der Gynäkologen eben auch kontrollieren lassen.
Und am besten auch gleich die Seiten der Urologen (PSA-Werbung?), der Augenärzte (TalkingEyes?), der Radiologen (Ganzkörper-Scan?), der Orthopäden (Osteoporose-Ultraschall, Magnetfeldtherapien?) und der HNO-Ärzte (Schnarch-OP`s?).
Man wird ihn an seinen Taten messen - und die Glaubwürdigkeit der Ärzte entsprechend dem Umgang mit schwarzen Schafen und leeren Versprechungen beurteilen.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Hausarzt lädt in seiner Praxis Dokumente in eine elektronische Patientenakte.

© Daniel Karmann/dpa

Elektronische Patientenakte

Harte Sanktionen bei ePA-Nichtnutzung zunächst ausgesetzt