Anlagenkolumne
Im Generikamarkt setzen Player auf Zukäufe
Der Generikasektor ist zurzeit in Aufruhr, nicht nur wegen der Akquisition von Stada durch ein Private-Equity-Konsortium. Was passiert hier gerade? Grundsätzlich entscheiden im Generikageschäft zwei Faktoren über den Unternehmenserfolg: die Verkaufsvolumina und das Wirkstoff-Angebot. Je mehr ein Hersteller verkauft, desto besser ist seine Produktion ausgelastet; je mehr Wirkstoffe er anbietet, desto effektiver kann er seinen Außendienst einsetzen. Mit Krankenhäusern lässt sich so zum Beispiel über ein Gesamtsortiment verhandeln, bei dem Produkte mit hohen Margen solche mit niedrigen quersubventionieren – big is beautiful.
Kein Wunder also, dass die Konsolidierungswelle den Generikasektor erfasst hat: Der OTC-Spezialist Perrigo hat den Konkurrenten Omega Pharma geschluckt, der Generikakonzern Mylan die schwedische Meda. Teva Pharmaceuticals hat das Generikageschäft der früheren Actavis – heute Allergan – übernommen. Stada soll künftig in den Top 5 der Generika-Spezialisten weltweit platziert werden.
Und diese Welle rollt weiter: Fresenius übernimmt den Generika-Herstellers Akorn, Sanofi will sein europäisches Generikageschäft verkaufen. Bei letzterem hat bereits Novartis Interesse bekundet – bigger is even more beautiful.
Zusätzlichen Konsolidierungsdruck übt der Preiskampf unter den Anbietern aus. Hinzu kommen geringere Erstattungen der Krankenversicherer. Selbst wenn Rettung in Form lukrativer Biosimilars naht, müssen die Unternehmen frühzeitig reagieren, bevor ein Mitstreiter die Nase vorn hat – zumal im Biosimilargeschäft auch genuine Originalanbieter wie Amgen, Boehringer oder Biogen mitmischen.
Was tun als Anleger in diesem Branchenumfeld? Bereits investierte Aktionäre freuen sich über die gestiegenen Kurse ihrer Generika-Aktien, mutige Neulinge setzen auf aussichtsreiche Übernahmekandidaten.
Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).