Tödliche Messerattacke
KV und Kammer bestürzt über erstochenen Arzt
Nach der tödlichen Attacke auf einen Hausarzt in Baden-Württemberg suchen Kammer und KV nach Lösungen.
Veröffentlicht:STUTTGART. Erneut hat der tödliche Messerangriff auf einen Allgemeinmediziner in Offenburg verdeutlicht, wie präsent das Thema Gewalt in vielen deutschen Praxen ist. Viele Ärzte fühlen sich verunsichert, die Bestürzung ist groß. KV und Landesärztekammer in Baden-Württemberg kündigten am Freitag an, eine gemeinsame Traueranzeige in regionalen Medien schalten zu wollen.
Der Fall sei furchtbar, teilt KV-Sprecherin Swantje Middeldorff mit. Allerdings wolle man sich darüber hinaus nicht äußern, bevor nicht weitere Informationen über konkrete Hintergründe bekannt seien.
Nicht immer manifestiert Aggression sich in Gewalt. "Unsere Ärzte berichten vor allem immer wieder darüber, dass der Tonfall vieler Patienten aggressiver wird", so Middeldorff. Der KV sei jedoch darüber hinaus kein einziger Fall eines gewalttätigen Übergriffs bekannt, auch nicht aus den Bereitschaftsdienstpraxen. Natürlich sei aber jeder Fall einer zu viel. "Wir raten unseren Ärzten noch zu keinen besonderen Schulungen. Was wir allerdings anbieten, sind Seminare für Ärzte und MFA zum Thema Kommunikation mit ,schwierigen‘ Patienten. Das ist wohl immer mehr ein Problem", so die Sprecherin.
Bei der Landesärztekammer ist Gewalt zunehmend ein Thema. Ob es allerdings wirklich zu mehr Übergriffen kommt oder nur mehr darüber gesprochen wird, dazu möchte Kammerpräsident Dr. Ulrich Clever keine Einschätzung abgeben. Immerhin lägen dazu keine alten Zahlen vor.
Im vergangenen Herbst habe man bei der Akademie für Gebietsärzte die Einrichtung einer Meldestelle für Gewaltvorfälle in der Praxis diskutiert, das sei aber noch nicht spruchreif. Eine Herausforderung wäre dabei sicherlich, die Vorfälle differenziert zu schildern, um überhaupt brauchbare Informationen zu erhalten.
In der Kammer gibt es seit zwei Jahren zudem einen Arbeitskreis Gewalt, der bisher eine Veranstaltung zum Thema auf die Beine gestellt hat. Clever meint, künftig könnten Gewaltprävention, Sensibilisierung und Deeskalation auch Themen in der Weiterbildung werden.
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