„Unfair“, „absurd“, „scheinheillig“

Keine Corona-Prämie für Praxispersonal – MFA-Chefin schäumt vor Wut

MFA werden keinen staatlichen Corona-Bonus erhalten – diese Ankündigung von Staatssekretärin Dittmar bringt den Verband medizinischer Fachberufe auf die Palme. Präsidentin König lässt gegenüber der „Ärzte Zeitung“ ihrem Ärger freien Lauf.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
BMG-Staatssekretärin Sabine Dittmar sieht keinen finanziellen Spielraum für einen steuerfinanzierten MFA-Coronabonus.

BMG-Staatssekretärin Sabine Dittmar sieht keinen finanziellen Spielraum für einen steuerfinanzierten MFA-Coronabonus.

© Ohde / Bildagentur-online / picture alliance

Bochum/Berlin. Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe (VmF), schäumt vor Wut – es wird unter der neuen Bundesregierung wohl nichts mit einem steuerfinanzierten Corona-Bonus für Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte (MFA/ZFA).

Das geht aus einer Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin im Gesundheitswesen Sabine Dittmar auf die Anfrage des CSU-Abgeordneten Stephan Pilsinger zu einem Corona-Sonderbonus für MFA/ZFA hervor.

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„Die Antwort aus dem Bundesgesundheitsministerium macht uns fassungslos in vielerlei Hinsicht“, sagte König am Donnerstag auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“. Allein die Aussage, wie alle Fachberufe im Gesundheitswesen könnten auch MFA in der aktuellen Lage besonders gefordert sein, „zeugt davon, dass die Staatssekretärin keine Vorstellung davon hat, welchen Belastungen die MFA in den niedergelassenen Praxen seit mehr als 20 Monaten ausgesetzt sind: Bei ihnen landen Anfragen ebenso wie Beschwerden und Drohungen unmittelbar, weil sie die ersten Kontaktpersonen sind.“

Auch der Verweis darauf, es sei nicht alles, was gegebenenfalls wünschenswert wäre, auch umsetzbar, weil die Politik die Stabilität des gesamten Systems im Blick behalten muss, „ist unfair und geradezu absurd“, so König.

Zweifel an Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit

Die VmF-Chefin führt weitere Argumente für ihr Unverständnis ins Feld. So seien über das zweite Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite 2020 für Boni insgesamt 100 Millionen Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt worden, konnten bis zu 1000 Euro pro Pflegekraft steuerfrei gezahlt werden. Die Bundesländer konnten auf 1500 Euro aufstocken.

2021 wurden über das Krankenhausfinanzierungsgesetz 450 Millionen Euro bereitgestellt. Ausgezahlt worden sei an rund 1000 Kliniken, die COVID-19-Patienten betreut haben. „Die Kliniken konnten über die Verteilung entscheiden und dabei Pflege-, Reinigungskräfte und andere Beschäftigte berücksichtigen. Jetzt sind weitere Prämienzahlungen an Pflegekräfte auf der Basis des Koalitionsvertrages vorgesehen. Die neue Bundesregierung stellt eine Milliarde Euro zur Verfügung“, resümiert sie.

„Kein Dankeschön“

Die Tariferhöhungen der Pflegekräfte würden in Kliniken – anders als im Niedergelassenen-Bereich – durch die Pflegeversicherungen zeitnah gegenfinanziert. Aufgrund des aktuellen Tarifabschlusses erhalten Pflegekräfte im Öffentlichen Dienst der Kliniken bis zum 31. März 2022 eine steuerfreie Corona-Zahlung von 1300 Euro. Außerdem wurden die Zulagen für Pflegekräfte angehoben.

In der Altenpflege wurde das Instrument der Tariftreue in 2021 eingeführt, auch diese Mehrkosten müssten finanziert werden und stellten die Stabilität des Gesamtsystems nicht in Frage.

„Wo bleibt die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit, wenn der stationäre Sektor und die Pflegeeinrichtungen immer wieder staatlich bezuschusst werden und den Beschäftigten im Niedergelassenen-Bereich kaum ein Dankeschön geboten wird? Bei Fragen, die das Infektionsschutzgesetz betreffen, wird dieser Unterschied merkwürdigerweise nicht gemacht“, lautet Königs Vorwurf an Dittmar.

Verweis auf Impfhonorare „scheinheilig“

Des Weiteren sei Dittmars Verweis auf die erhöhten Honorare für Impfungen „scheinheilig. Denn die Kosten in den Impfzentren liegen um ein Vielfaches höher, die anfänglichen Honorare von 20,00 Euro pro Impfung waren betriebswirtschaftlich unrentabel. Die Aufgaben, die in den Impfzentren im Rahmen der Organisation von mehreren Personen erledigt wurden, lasten in der Niedergelassenen-Praxis meist auf den Schultern der MFA. Der Mehraufwand durch Engpässe bei den Impfstoffbestellungen und -lieferungen oder Fehler in der Kommunikation, beispielsweise zu den Impfabständen oder den diversen Änderungen in der Impfstrategie haben die vorhandene Belastung in der Pandemie deutlich verschärft.“

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