gematik zu TI-Störung
Kosten für Konnektor-Update in Pauschale schon enthalten!
Die aktuelle Störung in der Telematikinfrastruktur bringt der gematik harsche Kritik ein. Von „Versagen“ ist ebenso die Rede. wie davon, sie wolle sich „aus der Verantwortung stehlen“. Die Kostenfrage sieht die gematik aber geklärt.
Veröffentlicht:Berlin. Rund zweieinhalb Wochen nach Bekanntwerden massiver Störungen im Versicherungsstammdatenmanagement der Telematikinfrastruktur, scheint die Frage der Kostenübernahme für die notwendigen Konnektor-Updates geklärt. Wie die Betreibergesellschaft gematik am Freitag mitteilt, sollen sich betroffene Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten zur Behebung der Störung auf die bestehenden Vertragsbeziehungen zu den IT-Servicepartnern berufen.
Die in der bestehenden Finanzierungsvereinbarung geregelte Betriebskostenpauschale in Höhe von 248 Euro je Quartal beinhalte auch den „Betrieb des Konnektors, inklusive Wartung, Support, Updates und Konfiguration“ und somit die Verpflichtung des IT-Servicepartners gegenüber den Leistungserbringern zur Behebung der Störung.
Für Ärzte bedeutet der Beschluss, der nach Angaben der KBV am Mittwoch auf der Gesellschafterversammlung gefasst wurde, dass auf sie keine Kosten für die Behebung der Störung zukommen. Gleichzeitig scheint die TI-Betreibergesellschaft selbst keine Verantwortung für die Kosten übernehmen zu wollen, obwohl der Fehler den Angaben zufolge in der zentralen Telematikinfrastruktur liegt und damit nicht von den Konnektoren-Anbietern verschuldet ist.
Harsche Kritik an Regelung
Solange es keine offiziell gültige Regelung gibt, bleibt der finanzielle Schaden also zunächst beim VPN-Zugangsdienst, dem Praxis-EDV-Anbieter oder dem Dienstleister-vor-Ort hängen. Vonseiten eines Anbieters heißt es auf Nachfrage: „Wir haben großes Interesse daran, dem Kunden in erster Linie bei der technischen Störung zu helfen. Die Frage des finanziellen Schadens schieben wir daher erst einmal auf.“
Die KBV, die 7,35 Prozent der gematik-Anteile hält, betont, der Beschluss auf der Gesellschafterversammlung am Mittwoch sei ohne ihre Zustimmung erfolgt. KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel kritisiert: „Der Beschluss schafft keinerlei Rechtssicherheit für die Ärztinnen und Ärzte. Die Unsicherheiten bleiben bestehen.“
Auf der KBV-Vertreterversammlung am Freitag in Berlin ging Kriedel außerdem hart ins Gericht mit der gematik, was den Umgang mit der Störung betrifft. „Wir als KBV – und Gesellschafter der gematik – haben erst zwei Tage nach Auftritt der Panne überhaupt von dem Problem erfahren. Bis dahin hielt es die gematik nicht für nötig, uns oder die Ärzte und Psychotherapeuten selbst zu informieren.“ Offensichtlich sei den Verantwortlichen der Betreibergesellschaft die Tragweite des Problems für die Praxen zunächst nicht bewusst gewesen. Kriedel: „Hier hat die gematik, das muss man so klar sagen, versagt.“
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Wagenburg-Mentalität statt Offenheit
Wie kritisch die KBV gegenüber der gematik ist, wird auch in einer auf der Vollversammlung beschlossenen Resolution deutlich. Darin betont die KBV, das Vertrauen der Ärzteschaft stehe auf dem Spiel. Die gematik dürfe das nicht auf die leichte Schulter nehmen. . Sie muss hier klar und öffentlich die Verantwortung übernehmen und in Richtung Ärzteschaft kommunizieren, wie sie das Problemlösen wird. Es kann nicht sein, dass Praxen drei Wochen mit dem Problem alleine gelassen werden.
Weiter heißt es, man erwarte, dass die gematik zu ihrer technischen wie politischen Verantwortung stehe.
„Maues Lippenbekenntnis“
Auch das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) ist von der Krisenpolitik der gematik enttäuscht. Der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler bezeichnet die Zusage, dass Betroffene keinen Schaden davon tragen sollen, als „maues Lippenbekenntnis“ und fordert: „Wir brauchen eine schnelle Aussage von Gesundheitsministerium oder der gematik, dass die Rechnungen übernommen werden!“
Für Lars F. Lindemann, Hauptgeschäftsführer des Fachärzteverbands SpiFA, ist es „eine Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren Diskussion bedarf“, dass die Praxisinhaber nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Er sieht im aktuellen Störfall weitaus schwerwiegendere Probleme „Diese Störung offenbart eine Symptomatik des Auslieferns der Ärzteschaft an die Telematikinfrastruktur. Wir reden derzeit nur vom Verwaltungs-Modul Abgleich der Versichertenstammdaten. Ich mag mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was in einem solchen Fall passiert, wenn wir das eRezept und die eAU haben. Wir fordern daher die gematik eindrücklich auf, sich nicht aus der Verantwortung zu stehlen!“
Technische Kenntnisse für Update notwendig
Ärzte, deren Konnektoren von der TI-Störung betroffen sind, müssen ihren Konnektor aktualisieren. Die Aktualisierung muss nach Angaben eines Anbieters händisch aufgespielt werden, da die Konnektoren derzeit den Updatedienst nicht erreichen können. Dies erfordere technische Kenntnisse, „sodass nicht jedem Arzt der Vorgang zumutbar ist“, so der Anbieter. Wird das aktuelle Zertifikat nicht zeitnah eingespielt, könne das den Angaben zufolge dazu führen, dass der Konnektor „in einen kritischen Betriebszustand versetzt wird. In diesem Fall sind ein Zurücksetzen und eine komplette Neukonfiguration des Konnektors notwendig.“