Verband ALM warnt
Labore: Delta-Variante schon bei zehn Prozent
Die Laborverbände warnen, angesichts einstelliger Inzidenz leichtsinnig zu werden. Um die indische Mutante des Coronavirus abzubremsen, sollte jeder Reiserückkehrer einen PCR-Test erhalten.
Veröffentlicht:Berlin. Die Inzidenz geht in den Keller und die Biergärten füllen sich wieder. Doch im Hintergrund lauert die gefürchtete Delta-Variante: „Wir wollen nicht immer nur Kassandrarufe abgeben, aber als verantwortungsbewusste Ärzte müssen wir daran erinnern, dass es eine Pandemie gibt“, so Wolf Frederic Kupatt, Vorstandsmitglied des Laborverbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), am Dienstag.
Aktualisierte Zahlen zur Verbreitung der gefürchteten indischen Variante lägen noch nicht vor. Jedoch gibt es laut Kupatt Hinweise, dass bereits in über zehn Prozent des SARS-CoV-2-positiven Probenmaterials die Delta-Variante gefunden wurde; zuletzt hatte das RKI am 16. Juni noch von über sechs Prozent berichtet.
Die jüngste ALM-Statistik zum Testgeschehen: In KW 24 haben die abgefragten 178 Labore 643.824 PCR-Tests auf SARS-CoV-2 erbracht (Vorwoche: 715.763). Die Positivrate betrug 1,5 Prozent (Vorwoche: 2,5 Prozent). Die wöchentliche Testkapazität beträgt wie gehabt zwei Millionen und soll auf diesem Niveau gehalten werden, versichert der ALM-Vorsitzende Dr. Michael Müller.
Kostenfreier PCR-Test für Rückkehrer gefordert
Unterdessen fordert der Berufsverband der Laborärzte (BDL), die drohende Ausbreitung der Delta-Variante mittels genereller PCR-Testung eines jeden Reiserückkehrers abzubremsen. „Maximal 36 Stunden nach Rückkehr muss es ein zuverlässiges Testangebot für alle geben. Wer gleich nach dem Auslandsurlaub in die Arztpraxis oder ins ärztlich geführte Testzentrum geht, sollte sich kostenfrei im PCR-Verfahren testen lassen können“, so BDL-Vorsitzender Dr. Andreas Bobrowski am Dienstag.
Im Gegenzug sollten Antigen-Schnelltests, „die auch mutierte Coronaviren nicht mit der gebotenen Verlässlichkeit erkennen“ nur noch für Selbstzahler angeboten werden. Das Geld, das die öffentliche Hand für Schnelltests ausgebe, sei besser in PCR-Tests und die Mutationssuche investiert, so Bobrowski weiter. Die fachärztlichen Labore hätten „ausreichende Kapazitäten, um alle Auslandsreisenden zuverlässig zu testen“. (cw)