Vor allem für Frauen
MFA und ZMFA bleiben attraktive Berufsziele
Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten ist weiterhin sehr beliebt bei jungen Frauen. Die aktuelle Krise könnte Ärzten helfen, qualifizierte Bewerberinnen zu finden – und dafür sogar Prämien zu kassieren.
Veröffentlicht:Wiesbaden. Ärzte und Zahnärzte bleiben für angehende Azubis ein attraktives Berufsfeld. Insgesamt haben 2019 insgesamt 513.300 Personen einen neuen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. 40.620 oder 8,6 Prozent davon waren angehende weibliche Medizinische Fachangestellte. 1113 männliche MFA-Azubis kamen noch hinzu.
Damit bleibt die MFA für junge Frauen einer der beliebtesten Berufe: MFA stehen in der Rangliste der Ausbildungsberufe bei Frauen weiterhin auf Platz 2, davor stehen nur Kauffrauen für Büroangestellte (10,5 Prozent). Auf Platz 3 folgen bei den Frauen mit 6,7 Prozent bereits die Zahnmedizinischen Fachangestellten.
Insgesamt weniger Verträge
Nach den endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden 2019 insgesamt 8600 oder 1,6 Prozent weniger Verträge abgeschlossen als im Jahr 2018. Der vorübergehende Anstieg bei den Neuabschlüssen aus den beiden Vorjahren sei damit vorerst gestoppt, meldet das Bundesamt.
Die Neuabschlüsse verteilten sich demnach auf 325.900 Männer (-1,1 Prozent im Vergleich zu 2018) und 187.400 Frauen (-2,5 %). „Damit setzt sich der seit über zehn Jahren zu beobachtende Trend fort, dass Frauen immer seltener eine duale Ausbildung ergreifen“, heißt es in der Mitteilung von Destatis.
Im Jahr 2019 habe der Anteil der Frauen an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 36,5 Prozent betragen. Im Jahr 2009 waren es noch 42,6 Prozent gewesen. MFA und ZMFA bleiben allerdings ganz klar eine Frauendomäne.
ZMFA bei ausländischen Frauen ganz vorne
Bei deutschen Frauen verzeichnete Destatis eine etwas andere Reihenfolge als bei ausländischen Frauen, die eine Ausbildung begonnen haben. 8,4 Prozent der deutschen Frauen entschieden sich für den Beruf der MFA, in der Rangliste war das Platz 2.
ZMFA dagegen landeten bei den deutschen jungen Frauen mit einem Anteil von 5,4 Prozent auf dem fünften Platz. Bei ausländischen Frauen dagegen ist die ZMFA mit 19,4 Prozent der Verträge ganz klar auf Platz 1, gefolgt auch hier von der MFA (11,3 Prozent).
Das bedeutet insgesamt, dass von ausländischen Auszubildenden jede Dritte in einer Zahnarzt- oder Arztpraxis – oder MVZ natürlich – ihre Ausbildung anfängt.
Arbeitsmarktexperten fürchten eine „Generation Corona“
Ähnlich wie die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 fürchten Arbeitsmarktexperten auch in der Corona-Rezession eine Verschärfung der Situation. Nach jüngsten Zahlen der Arbeitsagentur gab es Ende Juli gut acht Prozent weniger neue Ausbildungsplätze (499.000) sowie in ähnlicher Größenordnung auch weniger Bewerber (knapp 440.000) für eine Lehrstelle. Um eine „Generation Corona“ und einen anschließenden Fachkräftemangel zu verhindern, versuchen Betriebe, Gewerkschaften und Agentur mit einem Ausbildungspakt gegenzusteuern.
Der Ökonom und Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Bernd Fitzenberger rechnet allgemein mit einer sinkenden Ausbildungsbereitschaft in der anstehenden Rezession. „Für Betriebe ist Ausbildung eine Investition, die sich nur bei positiven Geschäftsaussichten rechnet.“
Er verweist auf Ungleichgewichte, wenn Ausbildungsplätze in großer Zahl wegfielen. Leidtragende seien Jugendliche mit geringeren Bildungsabschlüssen, während die erfolgreicheren Schüler einfach länger im Schulsystem blieben. Das führe in der Tendenz zu einer weiteren Akademisierung der Ausbildung und zu Lücken bei den Fachkräften, die nicht mit Hochschulabsolventen zu schließen seien.
2000 Euro Prämie für Betriebe, die weiter ausbilden
Das sind Argumente für den eigens beschlossenen und seit August gültigen „Schutzschirm“, mit dem der Bund Auszubildende und Betriebe stützen und einen „Ausbildungsjahrgang Corona“ verhindern will.
Wer weiterhin ausbildet oder sogar neue Plätze anbietet, kann Prämien von 2000 beziehungsweise 3000 Euro beantragen. Der Staat zahlt auch Zuschüsse zu den Ausbildungsvergütungen und Übernahmeprämien, wenn Azubis aus insolventen Betrieben übernommen werden.
Für Ärzte und Zahnärzte, die in den vergangenen Jahren ihren Ausbildungsbedarf vielleicht nicht decken konnten, könnte die aktuelle Situation damit auch eine Chance sein, gut qualifizierte Bewerberinnen oder Bewerber zu finden. Zugleich könnten sie, wenn sie die Bedingungen erfüllen, von Zuschüssen des Staates profitieren. (mit dpa)