Ambulante Struktur

MVZ-Gründungswettlauf zwischen Ärzten und Kliniken

Der Bundesverband der Medizinischen Versorgungszentren wirbt bei den potenziellen Jamaika-Koalitionären für seine Belange – und stößt auf großes Interesse.

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DÜSSELDORF. Der Bundesverband der Medizinischen Versorgungszentren (BMVZ) will seine Positionen bei der neuen Regierung zu Gehör bringen und hofft, dass MVZ ihre Rolle in der Versorgung künftig ausbauen können. "Wir versuchen, im Rahmen der Koalition eigene Vorstellungen unterzubringen", sagte Dr. Bernd Köppl bei einer Veranstaltung des BMVZ während des 40. Deutschen Krankenhaustages in Düsseldor.

Köppl hat vor Kurzem nach acht Jahren den Vorsitz des Verbands abgegeben, ist aber weiter als Vorstandsmitglied aktiv. Der BMVZ habe mit allen Parteien geredet, die sich an einer Jamaika-Koalition beteiligen würden, berichtete er. "Wir sind bei den Parteien nicht auf Ablehnung gestoßen, sondern auf Interesse."

Das ist aus seiner Sicht nicht erstaunlich, denn die MVZ könnten eine wichtige Rolle in vielen Bereichen spielen, die bei den Sondierungsgesprächen oben auf der gesundheitspolitischen Agenda stehen. Köppl nannte die integrative Versorgung, den Rückbau der Sektorengrenzen, die Sicherstellung der Versorgung insbesondere im ländlichen Raum und den Kampf gegen den Ärztemangel.

Impuls für integrierte Versorgung

Von den MVZ gehe ein starker Impuls in Richtung integrierte Versorgung, betont der Verbandsvorstand. "Wir repräsentieren neue Versorgungsinstitutionen, die auf beiden Seiten der Sektorenschranke angesiedelt sind." In von Unterversorgung bedrohten Gebieten könnten die Zentren einen sehr wichtigen Part übernehmen.

Die Trägerschaft könne dabei sowohl bei einer Klinik liegen als auch bei einem Ärztenetz – wenn das denn endlich möglich wird. "Als MVZ können wir Angebote machen, die der einzelne niedergelassene Arzt nicht machen kann".

Nach Angaben Köppls gab es Ende vergangenen Jahres 2490 MVZ, davon rund 40 Prozent in Trägerschaft eines Krankenhauses. Von den im Jahr 2016 neu zugelassenen 334 Zentren wurden 210 von niedergelassenen Ärzten gegründet, 100 von Kliniken und 24 von Dritten. Die neue Möglichkeit fachgleicher MVZ habe zu einem Gründungsboom unter den Niedergelassenen geführt. "Diese Welle ist noch nicht vorbei, sie geht auch 2017 weiter".

Bald 40 Prozent aller Krankenhäuser betreiben inzwischen eines oder mehrere Medizinische Versorgungszentren. Viele Häuser denken laut Köppl darüber nach, diese Aktivitäten noch zu intensivieren. Die Kliniken würden vor allem dort aktiv, wo sich die niedergelassenen Ärzte mit MVZ-Gründungen zurückhielten.

"Damit haben wir einen Sektor, der integrativ angelegt ist." Eigentlich müsse die Politik das sehen und die Handlungsmöglichkeiten der Klinik-MVZ ausbauen und ihnen mehr Rechtssicherheit geben, als sie bislang haben, fordert Köppl. "Wir wollen die rechtlichen Sanktionen zurückdrängen." Köppl bekräftigte die Forderung des Bundesverbands der Medizinischen Versorgungszentren, dass Krankenhaus-MVZ bei der Bewerbung um ausgeschriebene Vertragsarztsitze nicht länger nur nachrangig berücksichtigt werden sollten. Köppl: "Das ist überholt und eine eindeutige Diskriminierung".

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der politischen Agenda sei aus seiner Sicht, dass MVZ gesetzlich die Möglichkeit eingeräumt wird, Zweigpraxen zu gründen. (iss)

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