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Medizinstudiumsoll digitaler werden
Das Coronavirus wird die Lehre an den medizinischen Fakultäten verändern. Die Ausbildung am Patientenbett bleibt aber analog.
Veröffentlicht:Berlin. Das neuartige Coronavirus hat Reformbedarf in der Universitätsmedizin aufgedeckt. „Die Limitationen in unserer Infrastruktur sind uns ausdrücklich bewusst geworden“, sagte Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages zur Eröffnung des 81. Fakultätentages am Donnerstag, der virtuell abgehalten wurde.
Er rechne mit einem Ausbau des Digitalisierungsgrades der Hochschulmedizin infolge des Konjunkturpaketes der Koalition. Die Absicht, den Strukturfonds um drei Milliarden aufzustocken und gesetzlich zu erweitern, könne nur bedeuten, dass auch die Hochschulmedizin einen umfassenden Zugang zu den Fördermöglichkeiten des Fonds erhalte, sagte Frosch. Bislang sind die Universitäten von diesem Fördertopf so gut wie ausgeschlossen.
Approbationsordnung in Arbeit
Die Arbeit an der Approbationsordnung sei derzeit etwas in den Hintergrund gerückt, berichtete Ministerialdirigent Markus Algermissen. „Klar ist aber, dass wir das in den kommenden Monaten weitertreiben wollen“, sagte der Vertreter des Gesundheitsministeriums. Die Erfahrungen der Corona-Pandemie würden dann in das Regelwerk einfließen. Zum Beispiel werde die Digitalisierung des Studiums eine Rolle spielen. Das müsse nicht im Widerspruch zur Förderung der sprechenden Medizin stehen. Bei der Reform des Medizinstudiums müsse dies vernünftig miteinander vereinbart werden.
Ein Zeitrahmen, wann die Approbationsordnung vorliegen könne, wollte Algermissen nicht nennen. Er sei zuversichtlich, dass dies noch in der laufenden Legislatur der Fall sein werde.
Tobias Henke von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden berichtete, aus Freiburg zugeschaltet, dass die Präsenzlehre nach wie vor ausgesetzt sei. Es gebe nur wenige Seminare und Praktika „Wir können die künftigen Ärzte nicht ein Jahr digital ausbilden. Wir müssen bald wieder an die Patienten ran“, sagte Henke.
Hybridmodelle aus Präsenz und Digital
Gleichwohl wird die digitale Stoffvermittlung wohl nicht mehr aus dem Medizinstudium verschwinden. Es seien „Hybridmodelle“ aus Präsenz und digitalen Formaten denkbar, sagte Professor Britta Siegmund, Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Direktorin der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Berliner Charité. Klar sei, dass die Lehre am Krankenbett auch in Zukunft nicht digital umzusetzen sei.
Professor Christoph Baum, Vizepräsident der Universität Lübeck und Mitglied des MFT-Präsidiums betonte, dass digitale Medien auch für die Weiterbildung der Mediziner künftig eine Rolle spielen könnten.